Expertenteam soll Zugprobleme in Griff bekommen

Wegen Lieferschwierigkeiten muss die Bahn weiter auf längst überfällige Regionalzüge warten. Nun sollen sich Experten direkt im Werk darum kümmern - denn selbst für ein Vorzeigeprojekt wird es eng.

Berlin (dpa) - Ein Expertenteam direkt im Produktionswerk von Bombardier soll hartnäckige Probleme bei neuen Regionalzügen für die Bahn endlich in den Griff bekommen. In der Gruppe sollen Vertreter des bundeseigenen Konzerns, des Herstellers und des Eisenbahn-Bundesamts zusammenarbeiten, wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nach einem Spitzengespräch in Berlin mitteilte.

Bahnchef Rüdiger Grube beklagte, es gebe weiter erhebliche Probleme mit Terminen und Technik bei den Zügen des Typs „Talent 2“. Insbesondere müsse die Blamage vermieden werden, dass zur Eröffnung des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg am 3. Juni statt der vorgesehenen modernen Züge alte Ersatzzüge rollen müssen.

Eigentlich sollten bereits 178 „Talent-2“-Züge ausgeliefert sein. Abgenommen hat die Bahn vorerst 34. Davon sind laut Grube vier in Nürnberg und bei der Moselbahn im Einsatz, mit den übrigen werden vorerst Schulungsfahrten absolviert. Die Bahn braucht die neuen Züge dringend, da vor allem im Winter Reserven knapp sind, wenn bei Eis und Schnee mehr Fahrzeuge mit Störungen ausfallen. Ramsauer machte deutlich, dass auch Zulassungsprozesse beim Eisenbahn-Bundesamt deutlich effektiver werden müssten.

Die ohnehin prekäre Situation habe sich nochmals verschärft, sagte der Bahnchef. Von vier georderten Baureihen sei nur eine zugelassen. Belastbare Lieferpläne für jedes Fahrzeug gebe es nicht. Software- Probleme, deretwegen vorerst teilweise zwei Lokführer nötig seien, sollten immerhin bald behoben sein. Nicht bei allen Modellen sei die vorgesehen Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern gewährleistet. Für Bremsenprobleme bei bestimmten Zügen gebe es vorerst keine Lösung. „Für uns ist das ein nicht akzeptabler Zustand“. Kunden bekämen dies mit mangelnder Pünktlichkeit und weniger Komfort zu spüren.

Bomardier-Deutschlandchef Klaus Baur sagte, die Zulassung von 14 Regionalzügen zur Anbindung des Hauptstadtflughafens habe Priorität. Die Planungen seien nun so abgestimmt, dass der Zieltermin am 3. Juni erreicht werde. Demnach müssen die Fahrzeuge bis Ende April geliefert werden, dann ist ein Probebetrieb geplant. Daneben sei vorgesehen, bis Ende März fehlende Züge nach Nürnberg und für die Moselbahn zu liefern. Ein Grund für Zulassungsverzögerungen sei, dass immer wieder neue Auflagen für Nachweise gemacht worden seien.

Ramsauer mahnte an, die modernen Züge für den Hauptstadtflughafen seien ein Vorhaben von „nationaler Tragweite“. Er erwäge, dass bei der geplanten Arbeitsgruppe im Bombardier-Werk im brandenburgischen Hennigsdorf auch Ministeriumsexperten als Beobachter präsent sein sollten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort