Experte: E10-Chaos symptomatisch für Umweltpolitik

Mannheim/Heidelberg (dpa) - Das Chaos bei der Einführung des Biokraftstoffes E10 ist aus Sicht des Umweltökonomen Andreas Löschel bezeichnend für die aktuelle Umweltpolitik.

„Sie ist dirigistisch und besteht häufig aus Geboten und Verboten. Die Sorgen und Wünsche der Bürger werden zu wenig berücksichtigt“, sagte der Volkswirtschaftsprofessor von der Universität Heidelberg im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Der wissenschaftliche Befund zur Einführung von E10 war eher negativ“, sagte Löschel, der als Wissenschaftler bei der Folgenabschätzung der Biokraftstoff-Richtlinie der EU mitarbeitete.

Signifikant positive Effekte auf die Beschäftigung hätten die Wissenschaftler nicht gefunden. Ob E10 tatsächlich helfe, den Ausstoß des Klimagiftes Kohlendioxid zu mindern, sei zumindest umstritten. Die Beimischung sei eine sehr teure Maßnahme um Treibhausgasemissionen zu mindern. Löschel plädierte dafür, die Bürger offen über Kosten und Nutzen von umweltpolitischen Entscheidungen zu informieren. „Entscheidend ist, was die Leute bereit sind zu zahlen. Das ist eine Diskussion, die derzeit noch gar nicht richtig geführt wird“.

Die Kosten für den Atomausstieg ließen sich derzeit allerdings noch nicht abschätzen, sagt der Experte. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte die Extra-Kosten für die Energiewende auf bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr beziffert.

Entscheidend für eine erfolgreiche Energiewende ist nach Einschätzung Löschels ein langfristiges Konzept für die Marktintegration der erneuerbaren Energie. Dies müsse rasch geschehen und auch Anreize für neue Investitionen in Kraftwerkskapazitäten bieten, zum Beispiel in Gaskraftwerke. „Die hohen Fixkosten lassen sich durch niedrige Strompreise in der Zukunft immer weniger ausgleichen. Ausgleichskraftwerke könnten dann unprofitabel werden“, sagte der Experte, der auch der Leiter des Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim ist.

Der Politik empfiehlt der Experte, vor wichtigen umweltpolitischen Entscheidungen möglichst viele verschiedene Optionen auszuloten, anstatt sich von vornherein auf bestimmte Szenarien zu beschränken. „Die Dinge sind oft viel zu komplex, um sie auf eine Botschaft zuzuspitzen, wie es die Politik gerne hätte.“

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