Eurokrise: Bank of England will Wirtschaft abschirmen

London (dpa) - Die Bank of England will die Wirtschaft und das Finanzsystem des Vereinigten Königreichs vor einer der Zuspitzung der Eurokrise schützen. Mehr Stimulierungen könnten notwendig werden, um das Land vor der „schwarze Wolke der Unsicherheit“ abzuschirmen.

Das sagte Notenbankchef Mervyn King am Donnerstag in London auf einer Veranstaltung des Finanzplatzes. Laut King und Schatzkanzler George Osborne soll es in wenigen Wochen einen Plan zur Stützung der Kreditvergabe durch die Banken geben. Das Finanzministerium erhofft sich davon, Extra-Kredite mit einem Volumen von 80 Milliarden Pfund (95 Milliarden Euro) ankurbeln. „Wir sind nicht machtlos im Angesicht des Eurozonen-Schulden-Sturms. Zusammen können wir neue Feuerkraft aufbringen, um unser Land vor der Krise vor unserer Haustür zu verteidigen“, sagte Osborne am Donnerstagabend. „Die Regierung wird mit Hilfe der Bank von England nicht an der Seitenlinie zugucken, während der Sturm aufzieht.“

Die Unsicherheit gehe vor allem von der Euro-Schuldenkrise aus, betonte Notenbankchef King. Der wirtschaftliche Ausblick für Großbritannien habe sich seit den letzten Prognosen der Notenbank im Mai verschlechtert. „Angesichts des eingetrübten wirtschaftlichen Ausblicks, vor allem für die Weltwirtschaft, spricht immer mehr für eine geldpolitische Lockerung.“

Die Bank of England hatte ihren Leitzins bereits in der Finanzkrise auf den Rekordtiefstand von 0,5 Prozent gesenkt. Zudem hat sie bisher Anleihen im Wert von 325 Milliarden Pfund aufgekauft.

Die Verunsicherung an den Finanzmärkten ist vor der Wahl am Sonntag in Griechenland extrem hoch. In den vergangenen Tagen sind Euro-Schwergewichte wie Spanien und Italien verstärkt in den Fokus der Finanzmärkte geraten. Ein Hilfspaket von 100 Milliarden Euro der Euroländer für die spanischen Banken hat die Lage nicht beruhigt.

Osborne sprach sich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag) für eine Bankenunion und die weitere politische Integration der Euroländer aus. Die Eurozone sollte der „unerbittlichen Logik der Währungsunion folgen und die fiskalische Integration vorantreiben“. Eine Bankenunion bedeute die „natürliche Erweiterung einer gemeinsamen Währung“. Für den Binnenmarkt sei sie jedoch nicht notwendig. Osborne betonte, Großbritannien wolle den Binnenmarkt vertiefen und ausbauen; die Regeln hierfür sollten von allen EU-Mitgliedstaaten beschlossen werden, nicht nur von den Mitgliedern der Währungsunion.

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