Eon und Gazprom reden

Düsseldorf (dpa) - Eon im Rampenlicht: Angeblich hat Gazprom ein Auge auf Beteiligungen oder Konzernteile des größten deutschen Energiekonzerns geworfen. Eon und Gazprom reden zwar seit Monaten miteinander - aber über Gaspreise und nicht über Anteilsverkäufe.

Wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Unternehmenskreisen erfuhr, wird über eine etwaige Abgabe von Beteiligungen oder den Einstieg der Russen bei Eon derzeit nicht gesprochen.

Gazprom-Chef Alexej Miller hatte am vergangenen Wochenende Interesse signalisiert und damit eine Lawine von Spekulationen losgetreten. Gazprom sei bereit, einen Einstieg bei Eon Ruhrgas zu prüfen. Zu den Berichten wollte sich ein Eon-Sprecher in Düsseldorf nicht äußern. Seit längerem ist aber bekannt, dass Gazprom seine Fühler nach Westeuropa ausstreckt. In Deutschland sind die Russen mit Wingas, einem Gemeinschaftsunternehmen mit BASF, vertreten.

Über eine mögliche Abgabe oder einen Teilverkauf der Eon-Tochter Ruhrgas wurde in den vergangenen Monaten immer wieder spekuliert. Über Jahre schon sind die Essener, die vor neun Jahren mit einer Ministererlaubnis zu Eon gekommen waren, eng mit Gazprom verbunden. Erste Avancen gab es vor wenigen Jahren im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit Eon über eine Beteiligung am lukrativen Erdgasfeld Yushno Russkoje. Gazprom wollte im Gegenzug eine Beteiligung an Ruhrgas, was die Düsseldorfer aber ablehnten.

Im vergangenen November kündigte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen ein milliardenschweres Programm zum Verkauf von Beteiligungen an. Bis Ende 2013 will Eon so 15 Milliarden Euro einspielen. Ein Volumen von 9 Milliarden Euro hat das Unternehmen unter anderem durch die Verkäufe von Gazprom-Aktien und des britischen Stromnetzes bereits erreicht.

Wirtschaftspolitiker der Regierungskoalition in Berlin halten nach einem Bericht des „Handelsblatts“ (Dienstag) einen Einstieg von Gazprom bei Eon für energiepolitisch sinnvoll. Ohne Atomkraft sei Deutschland künftig noch mehr als früher an Gaslieferungen aus Russland interessiert, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Martin Lindner. Diese wichtige deutsch-russische Kooperation könne so stabilisiert werden und der gesamten deutschen Wirtschaft bezahlbare Strompreise sichern.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Joachim Pfeiffer, blies ins gleiche Horn: „Ablehnende Reflexe gegen einen Einstieg von Gazprom bei Eon sind unsinnig“, sagte er der Zeitung. Gas werde künftig mit dem Ausstieg aus der Kernkraft für die Versorgungssicherheit eine viel größere Rolle spielen.

Bekannt ist, dass Eon und Gazprom seit Monaten über eine Anpassung bei den Gaspreisen sprechen. Ein Durchbruch ist bislang nicht in Sicht. Durch den Gasüberfluss auf den Märkten wegen neu erschlossener Gasquellen sowie eines größeren Angebots von Flüssiggas (LNG) sind die Preise an den Spotmärkten stark gefallen. Auf die gesunkenen Preise können Importeure wie Eon bislang aber kaum reagieren, weil sie an langfristige Lieferverträge gebunden sind. Eon Ruhrgas geriet so unter Druck. Das Unternehmen wird in diesem Jahr nach früheren Angaben des Vorstands voraussichtlich einen Milliardenverlust verbuchen.

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