Eon setzt verstärkt auf Windenergie

Deutschland plant Anlagen von 10 000 Megawatt im Meer.

Great Yarmouth. Getrieben von den Klimaschutzauflagen der EU baut Eon, Deutschlands größter Stromerzeuger, den Bereich erneuerbarer Energien kräftig aus. Brüssel droht mit hohen Zusatzbelastungen, falls die Erzeugung nicht drastisch umgebaut wird. Angelockt wird Eon dabei auch von üppiger nationaler Förderung sowie wegen der Wirtschaftskrise stark gefallenen Anlagenpreisen.

Lange hat Eon bei der Stromerzeugung fast ausschließlich auf Kohle, Gas und Kernkraft gesetzt. Das hat sich geändert. Bis 2030 soll sich der Eon-Energiemix auf 36 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien verdreifachen, und zwar größtenteils aus Wind und Wasser. Seit 2007 wurde das Geschäft mit Ökostrom bereits mit vier Milliarden Euro ausgebaut und extra eine eigene Firma dafür gegründet (Eon Climate & Renewables - EC&R). In den kommenden drei Jahren sollen weitere vier Milliarden Euro investiert werden. Das ist jeder vierte Euro, den Eon für neue Anlagen ausgibt.

Dabei setzt Eon derzeit stark auf Windenergie, und zwar im industriellen Maßstab in Windparks hergestellt. "Windenergie hat unter den regenerativen Energien den vergleichsweise höchsten technologischen Reifegrad erreicht und steht nahe an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit”, sagt Eon-Chef Wulf Bernotat in seinem ersten kommerziellen Windpark Scroby Sands drei Kilometer vor der britischen Küste bei Great Yarmouth. 30 Windräder mit einer Gesamtkapazität von 60 Megawatt (MW) erzeugen dort in seichten Gewässern (zwei bis 15 Metern) rund um eine Sandbank Strom. Investiert wurden 109 Millionen Euro. Dafür gibt es derzeit jährlich 171 Gigawattstunden (GWh) Elektrizität - ausreichend für die Versorgung von 41 000 britischen Haushalten mit Strom.

Frank Mastiaux, Chef der grünen Eon-Stromsparte EC&R, sieht in dieser so genannten Offshore-Windenergie ein gewaltiges Potential - bisher aber ausschließlich in Nordeuropa. In Südeuropa und den USA werden Anlagen auf dem Land installiert - Onshore-Windmühlen sind ein Drittel kostengünstiger. So baut Eon im texanischen Roscoe derzeit den mit 800 MW weltweit größten Windpark an Land - er leistet soviel wie ein üblicher Kohlekraftwerksblock und kann 265000 Haushalte versorgen.

In Deutschland tut sich Eon mit Windparks auf hoher See dagegen noch schwer und will das Tempo beim Ausbau drosseln. In der deutschen Nordsee sei man mit Rücksicht auf den Naturschutz und die Kurdirektoren, die um ihre Touristen fürchten, gezwungen, die Anlagen bis zu 60 Kilometer weit vor der Küste in Wassertiefen von bis zu 50 Metern zu errichten. "Das bedeutet im Vergleich zu Großbritannien und Dänemark etwa 30 Prozent höhere Investitionskosten und das Dreifache an Betriebskosten”, sagt Bernotat. Hinzu kämen technologische und logistische Schwierigkeiten. Deshalb hätte auch die Bundesregierung ihre ursprünglichen Pläne, bis 2020 Offshore-Windparks mit 20 000 MW installieren zu wollen, auf die Hälfte reduziert.

Aber auch dieses reduzierte Ziel wird schwer zu erreichen sein. Zunächst sollen die Erfahrungen mit dem bereits um ein Jahr verzögerten deutschen Pilotprojekt Alpha Ventus 40 Kilometer vor der Nordseeinsel Borkum abgewartet werden. In den kommenden vier Wochen werden sechs 5-Megawatt-Anlagen auf die unter großen Schwierigkeiten fertig gewordenen Fundamente gesetzt. Es handelt sich um riesige Windräder bei denen der Rotor in 120 Meter Höhe sitzt und von 60 Metern langen Blättern angetrieben wird. Wegen der großen Höhe - halb so hoch wie der Düsseldorfer Fernsehturm - gibt es in diesen Windmühlen einen Aufzug, der sechs Minuten braucht, um zu dem Maschinenraum in der Spitze zu gelangen.

Wie sich diese Mühlen in der Praxis bewähren - das Seewasser nagt an ihnen, die meiste Zeit des Jahres sind sie wegen hoher Wellen zur Wartung nicht zugänglich - soll sich zeigen. Da sind die Briten mit ihren küstennahen Anlagen weiter: In der Themsemündung ist mit London Array der mit 1000 MW größte Offshore-Windpark der Welt geplant.

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