Die ITB wird zum Reisebüro

Erstmals kann auf der Messe in Berlin auch direkt der Urlaub gebucht werden.

Berlin. Das war schon gewagt: Ägypten hat am Berliner Messegelände schon vor Wochen mit dem Slogan „Taste the change“ (Koste den Wandel) um Touristen gebuhlt und auf die ITB eingestimmt. Wer mit TV-Bildern von Straßenschlachten im Kopf zur weltgrößten Reisemesse kommt, wird sich so leicht nicht überzeugen lassen. Doch die große Plakatpräsenz zeigt: Wer seinen Tourismus voranbringen will, wirbt in Berlin für sich.

Das gilt auch für das diesjährige Partnerland Indonesien. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono eröffneten gestern Abend die Internationale Tourismusbörse ITB. Merkel rief die Deutschen dabei auf, auch im eigenen Land Urlaub zu machen.

Mehr als 10 000 Aussteller aus 180 Ländern — weniger als in den Jahren zuvor — werden sich bis Sonntag auf der ITB präsentieren. Und nach 47 Jahren können die Besucher erstmals Reisen buchen.

Auch wenn noch nicht klar ist, wie das Angebot in den Hallen am Funkturm ankommt, sieht Messemanager Martin Buck die ITB deshalb schon als „größtes Reisebüro der Welt“. 16 Verkaufsstellen von Reisebüros sollen am Samstag und Sonntag, den Publikumstagen, öffnen. Zudem wollen laut Veranstalter viele Aussteller direkt am Stand ihre Reisen verkaufen.

Die Branche trifft in Berlin auch in diesem Jahr wieder auf ein reise- und ausgabefreudiges Publikum. Jahrelange wirtschaftliche Stabilität hat die deutschen Urlaubskassen gefüllt — was der Deutsche Reiseverband etwa an einer wachsenden Nachfrage nach Luxusreisen festmacht. Die Malediven, Seychellen und Mauritius zogen demnach zuletzt mehr Touristen an. Ganz vorn stehen aber weiterhin die Strände an Mittelmeer, Nord- und Ostsee.

Dabei bringt die ITB immer auch neue Reiseziele auf die Agenda, dieses Jahr etwa mit Vorschauen auf das neue Stockholmer Abba-Museum, einen Baumwipfelpfad bei Prora auf Rügen und das Reiseland Aserbaidschan.

Großes Thema ist nachhaltiger Tourismus. Diskutiert werden etwa Konflikte um Wasser in Urlaubsregionen. Weil das Wort „Nachhaltigkeit“ dehnbar ist, hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen Kriterien erarbeitet, um nachhaltigen Tourismus zu messen. Der Katalog wird auf der Messe vorgestellt.

170 000 Besucher werden erwartet, davon 110 000 Fachbesucher. Es gibt aber nicht nur zufriedene Gesichter: Dass die Reiseanbieter auf der ITB direkt an den Kunden verkaufen können, stößt Reisebüros sauer auf.

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