Deutsche Börse und NYSE Euronext wollen fusionieren
Frankfurt/New York (dpa) - Die Deutsche Börse und die New Yorker Börse unternehmen einen neuen Anlauf für einen Zusammenschluss. Mit der Fusion der beiden Börsenbetreiber würde ein globaler Riese entstehen, der Aktienmärkte von New York über Frankfurt bis Lissabon steuert.
Sollten sich die beiden Seiten diesmal auf eine Fusion einigen, würden die Deutschen den dominanten Part spielen. Die beiden Unternehmen bestätigten am Mittwochnachmittag „fortgeschrittene Fusionsverhandlungen“. Es gebe aber noch keine Übereinkunft, schränkten sie in separaten Mitteilungen ein, und auch keine Sicherheit, dass es zu einem Zusammenschluss kommen werde. Beide hatten bereits vor gut zwei Jahren über ein Zusammengehen verhandelt, damals ohne Erfolg. Auch zwischenzeitlich hatte es Fusionspekulationen gegeben.
Das Grundgerüst des neuen Unternehmens steht bereits: Die Anteilseigner der Deutschen Börse hielten 59 bis 60 Prozent. Die Rolle des Konzernchefs übernähme allerdings NYSE-Lenker Duncan Niederauer, Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni würde Verwaltungsratschef. Sein Hauptquartier würde Niederauer in New York aufschlagen, Francioni bliebe in einer zweiten Zentrale in Frankfurt. Der rechtliche Sitz der Dachgesellschaft wandert in die Niederlande. Ob es Einschnitte beim Personal geben werde, sei „zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht absehbar“, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse in Frankfurt.
Der Wert des Frankfurter Börsenbetreibers wird derzeit mit 11,4 Milliarden Euro taxiert, die NYSE ist dagegen umgerechnet rund 7,8 Milliarden Euro wert. Experten heben stets die besondere Ertragsstärke der Deutschen Börse hervor: Sie wies für die ersten neun Monate 2010 einen Gewinn von 479 Millionen Euro aus, bei knapp 1,6 Milliarden Euro Umsatz. Zum Vergleich: NYSE Euronext schaffte im Gesamtjahr 2010 einen Gewinn von 548 Millionen Dollar (derzeit rund 400 Mio Euro), bei 4,4 Milliarden Dollar Umsatz.