Deutsche Banken zu teuer

Kunden zahlen zu hohe Gebühren. Die Beratung ist zudem oft mangelhaft.

Brüssel. Bankkunden in Europa werden nach Einschätzung der EU-Kommission vielerorts schlecht beraten - und können oft erst auf Nachfrage erfahren, wie teuer es ist, ein Konto zu führen oder andere Bankdienste in Anspruch zu nehmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der EU-Kommission. Die Ergebnisse seien "äußerst enttäuschend", heißt es aus der Behörde.

So bemängeln die EU-Beamten, dass die im Internet veröffentlichten Angaben über die Gebühren in zwei von drei Fällen so unverständlich seien, dass Nachfragen erforderlich waren, um die Preise zu ermitteln. Wenn jedoch selbst Experten nicht schlau würden aus den Angaben, wie solle sich dann Otto Normalverbraucher zurecht finden, kritisiert Brüssel.

Die EU-Kommission hat besonderes die Preispolitik deutscher Banken gerügt: Die Kontoführungsgebühren seien die neunthöchsten von allen 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ein Deutscher muss für sein Girokonto doppelt so viel wie ein Niederländer zahlen und sogar dreimal so viel wie ein Bulgare.

Dem EU-weiten Vergleich zufolge zahlen deutsche Bankkunden für ihr Girokonto und die Kartennutzung durchschnittlich 89 Euro im Jahr. In den Niederlanden als dem günstigsten westlichen EU-Land sind die Kosten mit durchschnittlich 46 Euro nur rund halb so hoch. In Bulgarien als EU-Spitzenreiter liegen sie mit durchschnittlich 27 Euro noch nicht einmal bei einem Drittel der deutschen Preise. Mit Abstand am teuersten ist ein Konto allerdings in Italien mit 253 Euro.

Vor dem Hintergrund mangelnder Preistransparenz könne es zudem nicht überraschen, dass nur wenige Kunden die Hausbank wechselten. Gerade einmal neun Prozent der Bankkunden seien in den zwei Jahren der Studie mit ihrem Konto zu einem anderen Geldhaus übergelaufen. Bei Autoversicherungen lag diese Wechselrate fast drei Mal so hoch.

Die EU-Kommission setzt sich für standardisierte Auskünfte über Konditionen ein - so wie sie künftig alle Banken bei Verbraucherkrediten zu Verfügung stellen müssen. Standard-Angaben würden Konsumenten erheblich helfen, sich im Dschungel der Angebote zurecht zu finden.

Was die Beratung über Finanzprodukte angeht, fallen die Resultate nicht besser aus. Viele Verbraucher bewerteten die Informationen als schwer verständlich. Auch falle es ihnen schwer, Optionen miteinander zu vergleichen.

Die EU moniert des weiteren, dass einige Bankberater die Produkte wohl selbst nicht genau verstünden und sich zudem in Interessenskonflikten befänden, weil sie für bestimmte Finanzprodukte hohe Provisionen kassierten. Schließlich verweist die EU-Behörde auf Zahlen aus Deutschland, denenzufolge die Kunden mehr als die Hälfte aller langfristigen Investments bereits vor deren Endfälligkeit wieder abstießen - für Brüssel ein Indiz dafür, dass in vielen Fällen nicht ausreichend gut beraten wurde.

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