Deutsche Bank räumt auf

Der neue Vorstandschef Anshu Jain streicht allein 1500 Stellen im schwächelnden Investment-Banking.

Frankfurt. Die Deutsche Bank reagiert mit dem Abbau von 1900 Stellen auf den Gewinneinbruch im zweiten Quartal. Weil die Geldmaschine Investmentbanking nicht mehr rund läuft, sollen allein in der von London aus geführten Sparte noch in diesem Jahr 1500 Jobs gestrichen werden, das ist mehr als jede zehnte Stelle. Insgesamt will die Bank die Kosten langfristig um drei Milliarden Euro drücken.

Investmentbanker Anshu Jain (49), der das Institut seit Juni mit Deutschland-Chef Jürgen Fitschen (63) führt, erklärte, der Stellenabbau werde vor allem außerhalb Deutschlands vollzogen. Wo die übrigen 400 Stellen fortfallen, blieb offen. „In der Vergangenheit gab es Skepsis an unserer Fähigkeit zu Einsparungen — aber wir sind überzeugt, dass wir liefern können“, sagte Jain. Und er schickt hinterher: „Wachstum ist ein Muss. Der Gegenwind darf keine Entschuldigung sein.“

Im zweiten Quartal 2012 hatte ausgerechnet das Investmentbanking, in dem die Bank viele Jahre Milliarden verdiente, ein Loch in die Bilanz gerissen. Der Vorsteuergewinn der Sparte brach um 63 Prozent auf 357 Millionen Euro ein. Ende 2011 gab es im Investmentbanking sogar tiefrote Zahlen.

Zusätzlich kündigte Jain Gehaltskürzungen an, die ebenfalls die boniverwöhnten Investmentbanker treffen dürften: Die Bank habe die Bezahlung bereits gesenkt. Dabei gehe es sowohl um die absolute Höhe der Bezahlung als auch um das Verhältnis von Gehältern zu den Ausschüttungen. Traditionell fällt dieses Verhältnis bei Investmentbanken meist zu Ungunsten der Aktionäre aus.

Das wollen Jain und sein Co-Chef Fitschen offenbar ändern: „Wir sind uns bewusst, dass ein Kulturwandel in der Finanzindustrie nötig ist. Dieser Wandel ist zwingend.“

In der Affäre um manipulierte Marktzinsen (Libor) stellt sich der Aufsichtsrat hinter Jain. „Nach aktuellem Stand war kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands auf irgendeine unangemessene Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenzzinssätze verwickelt“, sagt Aufsichtsratschef Paul Achleitner. dpa

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