Deutsche Bank kauft sich frei

Steuersparmodelle: Der Branchenriese zahlt gut eine halbe Milliarde Dollar in den USA.

New York. 553 633 153 Dollar — die Deutsche Bank muss tief in die Tasche greifen, um sich die US-Ermittler vom Hals zu schaffen. Fragwürdige Verträge, die Kunden in den USA zu Steuerhinterziehungen in Milliardenhöhe nutzten, gingen auch bei der Deutschen Bank jahrelang über den Tisch. Die Bank habe „kriminelles Fehlverhalten“ eingestanden, teilten die US-Behörden lapidar mit. Mit der Strafzahlung entledigt sich der Konzern kurz vor Weihnachten einer Altlast.

„Wenn eine Bank freiwillig mehr als eine halbe Milliarde Dollar zahlt, dann ist das kein symbolischer Betrag mehr“, sagt Anwalt Klaus Nieding. „Als Aktionärsvertreter will ich wissen, wer dafür die Verantwortung trägt.“ Nieding, Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, betont: „Steuersparmodelle bewegen sich immer am Rande der Legalität.“

Die Deutsche Bank hatte Steuersparmodelle der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG vertrieben. Die Finanzkonstrukte erzeugten künstliche Verluste, die die Deutsche-Bank-Kunden mit ihren Einnahmen gegenrechneten, um ihre Steuerlast zu senken. Nach Angaben der US-Behörden machten wohlhabende Amerikaner über mehrere Jahre hinweg Scheinverluste von insgesamt 29 Milliarden Dollar geltend. 2100 Kunden nutzten demnach die Dienste der Deutschen Bank.

Der Dax-Konzern betont, die Fälle lägen schon Jahre zurück — zwischen 1996 und 2002. Die Deutsche Bank hatte sich das Problem eingekauft: Die 1999 zusammen mit Bankers Trust übernommene Investmentbank Alex Brown & Sons hatte das Produkt — wie andere Institute auch — angeboten. Nach Einstellung dieser Geschäfte 2002 habe die Deutsche Bank ihre Richtlinien und Verfahren wesentlich verschärft.

Für den aktuellen Fall hatte Deutschlands größte Bank vorgesorgt: Die Zahlung der knapp 554 Millionen Dollar (420 Millionen Euro) werde keine Auswirkungen auf das laufende Nach-Steuer-Ergebnis haben, da „angemessene Rückstellungen“ gebildet worden seien.

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