Der Wienerwald wagt den Neuanfang

Mit modernen Filialen und Snacks gegen US-Fastfoodketten.

München. Die Hähnchenbraterei Wienerwald wagt nach Jahren des Niedergangs einen Neuanfang. Mit modernen Filialen und Snacks wie Wraps und Chicken Burgern will der Enkel des Firmengründers Friedrich Jahn die Schnellrestaurants vom Mief der alten Zeiten befreien. "Wir müssen viel abstauben", sagt Daniel Peitzner, der seit der Insolvenz von 2007 zusammen mit Michael Schrank am Comeback arbeitet.

Geblieben sind ihm rund 30 der früheren Filialen. Hinzukommen sollen Dutzende der neuen Restaurants, die mit weißem Mobiliar, grünen Baumtapeten und Lampen im Retro-Stil nicht mehr viel mit dem alten Wienerwald gemein haben - selbst das Hähnchen im Firmensymbol wurde etwas abgespeckt.

Die ersten Restaurants im neuen Design hat Wienerwald in München eröffnet - und ist auch in der Türkei groß eingestiegen. Als echte Bewährungsprobe aber gilt Berlin, wo Wienerwald im Frühjahr gegen Dönerbuden, McDonald’s und Pizza Hut antreten will.

Bislang ist der deutsche Markt für schnelles Essen fest in der Hand der großen US-Fastfoodketten. Allein McDonald’s hat mehr als 1300 Filialen in Deutschland, Konkurrent Burger King knapp 700.

Dennoch ist Wienerwald-Enkel Peitzner überzeugt, mit einem Netz an Franchise-Partnern in Deutschland wieder Fuß fassen zu können. Das Hauptprodukt bleibt trotz aller Neuerungen das klassische Grillhendl, das heute wie vor 50 Jahren für mehr als die Hälfte des Umsatzes sorgt - und für Kundschaft quer durch alle Altersgruppen. In der neuen Filiale am Stadtrand von München kauft die Mittsiebzigerin, die Wienerwald aus ihrer Jugend kennt, genauso ein wie der junge Bauarbeiter.

Um die Erinnerung an alte Zeiten geht es auch beim Einstieg in das Türkeigeschäft, wo ein Franchise-Partner bereits 31 Wienerwald-Filialen betreibt. "Viele Gastarbeiter waren in der Hochzeit des Wienerwaldes in Deutschland und kennen Wienerwald", sagt Peitzner.

Für den 35-Jährigen ist die Wiederbelebung von Wienerwald auch eine Frage der Ehre. An seinen Opa Friedrich Jahn, der es als "Hendl- König" zu Prominenz gebracht hat, kann er sich gut erinnern: "Er war ein Workaholic bis zuletzt."

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