Der Untergang der DSB-Bank

Der Selfmade-Banker und Sportmäzen Dirk Scheringa ist insolvent.

Amsterdam. Dirk Scheringa hat bessere Tage gesehen. Der Champagner floss in Strömen, als sein Fußballclub AZ Alkmaar Landesmeister wurde.

Und über der Käsestadt in Nordholland ging ein Feuerwerk hoch. Fans feierten den Selfmade-Banker und Sportmäzen an der Seite von Louis van Gaal, den nun Deutschland als Trainer von Bayern München kennt. Das war im April. Danach ging es für Scheringa nur noch bergab.

Jetzt ist das Lebenswerk des 59-Jährigen, der sein Geld einst als Wachtmeister bei der Polizei verdiente, vernichtet. Am Montag erklärte ein Gericht in Amsterdam seinen Finanzkonzern DSB-Bank für bankrott. "Alle Versuche, das Unternehmen zu retten sind gescheitert", befand der Richter.

Bis zuletzt hatte der hochgewachsene Scheringa gekämpft - begleitet von Sympathien vieler Landsleute, aber auch von den Ängsten seiner 2.000 Angestellten sowie Hunderttausender Kunden. Am Samstag gab es noch einen Hoffnungsschimmer. Die texanische Investorengruppe Lone Star schien an einer Übernahme der DSB-Bank interessiert zu sein, deren Marktanteil in den Niederlanden einschließlich aller Tochterfirmen immerhin fast 17 Prozent betragen soll.

Eine Bedingung war, dass die Regierung in Den Haag den Deal mit einer Kapitalspritze von 100 Millionen Euro absichert. Doch Finanzminister Wouter Bos entschied: Keine Staatshilfe. Zwar habe man Großbanken wie der ABN Amro mit Milliarden unter die Arme gegriffen. Aber die Probleme der DSB seien hausgemacht. 1,5Milliarden Euro wird diese Entscheidung den Steuerzahler wohl kosten.

So trat Scheringa am Montag in der Zentrale seines kaputten Unternehmens vor die TV-Kameras. Scheringa saß dabei ausgerechnet unter dem Slogan der DSB-Bank "Goed voor je geld" ("Gut für Ihr Geld"). Dass ihm der Bankrott leid tut für seine Angestellten und auch für jene Kunden, die nun Geld verlieren, nimmt man ihm ab.

Scheringa ist nicht der Typ des aalglatten "Bad Bankers", der sich trotz Pleite Millionenabfindungen einsteckt. Zwar hatte er Mitte Oktober sein Privatkonto bei der DSB Bank leer gemacht und 700.000 Euro in Sicherheit gebracht.

Doch das war eine Trotzreaktion darauf, dass seine Firma unter die Kontrolle der Zentralbank gestellt wurde. Wenig später überwies er das Geld an die DSB-Bank zurück - und verlor nun wohl alles bis auf den staatlichen Garantiebetrag für jeden Sparer, also 100.000 Euro.

Die Erschütterung war Scheringa deutlich anzumerken, aber auch Empörung: "Wir sind nicht pleitegegangen, wir sind kaputtgemacht worden." Ganz schuldlos dürfte der Sport- und Kunstförderer, der den Polizeidienst 1975 quittierte und danach mit seiner Frau Baukje Schritt für Schritt den DSB-Finanzkonzern schuf, wohl nicht sein.

Viele Kunden klagten, dass entgegen der DSB-Werbung ihre Hypotheken indirekt teurer seien als bei anderen Instituten. Zudem seien ihnen mit scheinbar günstigen Krediten überteuerte Produkte wie Lebensversicherungen "aufgeschwatzt" worden. Scheringa hatte versprochen, auf die Kritik zu reagieren.

Doch eine DSB-Kundenvereinigung trieb die Konfrontation so weit, dass sie dazu aufrief, der Bank die Einlagen zu entziehen. Ob Dummheit oder ein gezielter Angriff dahinter steckte, ist unklar. Es begann ein Run, in wenigen Tagen hoben Kunden 600 Millionen Euro ab. Am 12. Oktober zog die Zentralbank die Notbremse. Sie sperrte die Konten und stellte die DSB Bank unter ihre Kontrolle. "Vor zwei Wochen", sagte Scheringa am Montag mit traurigem Gesicht, "waren wir noch eine gesunde Bank."

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