Der größte Schwindler aller Zeiten

Am Donnerstag beginnt der Prozess gegen Ex-Starinvestor Bernard Madoff.

Washington. Mehr als 40 Jahre lang hat Bernard Madoff prominente Kunden wie Hollywood-Regisseur Steven Spielberg, Nobelreisträger Eli Wiesel und die Schauspielerin Zsa Zsa Gabor geschröpft. Nun soll jener Mann, den die US-Medien den "größten Schwindler aller Zeiten" nennen, den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.

Doch damit ist das Drama um den 70-Jährigen noch nicht zu Ende. Madoffs Opfer fürchten, dass der Mann, der seine Kunden um insgesamt mehr als 50 Milliarden Dollar betrogen haben soll, gegen Kaution auf freiem Fuß bleibt und sich womöglich ins Ausland absetzt.

Bernard Madoff hatte den amerikanischen Traum gelebt. Mit 5000 Dollar, die sich der damals 22-jährige Politologiestudent als Schwimmlehrer und Kellner verdient hatte, gründete er 1960 seine eigene Investmentfirma. Madoffs Geheimnis: Er versprach Kunden utopische Renditen von bis zu 50 Prozent.

Sein Erfolg sprach sich in der High Society schnell herum. Binnen weniger Jahre zählten steinreiche Wall-Street-Giganten, Immobilienunternehmer, Politiker und Entertainer zu den Kunden des charismatischen Betrügers.

Dass Madoff allen Angeboten renommierter Firmen widerstand und sein eigener Chef bleiben wollte, hatte einen guten Grund: Sein Geschäftsmodell beruhte auf einem Schneeball-System, einem sogenannten Ponzi-Modell, benannt nach dem legendären Finanzbetrüger Charles Ponzi. Madoff versprach seinen Kunden extrem hohe Gewinne.

Anstatt aber tatsächlich zu investieren, warb er nur neue Klienten an und überwies deren Geld sofort auf die Konten bestehender Kunden. Zudem gründete er Strohfirmen im Ausland, um den Anschein zu erwecken, er investiere in Aktien. Seine Mitarbeiter fälschten Kontoauszüge von Kunden und füllten Geschäftsberichte mit fiktiven Gewinnen.

Fast ein halbes Jahrhundert lang lief alles wie geschmiert. Madoff stieg zum Vorsitzenden der Nasdaq-Börse auf und hatte enge Freunde bei der Börsenaufsicht, die in blindem Vertrauen zu dem Weltklasse-Investor alle Warnzeichen ignorierten.

Er besaß Villen in New York, Südfrankreich und Florida. Er schröpfte nicht nur Entertainer, Unternehmer und Politiker wie New Yorks früheren Gouverneur Eliot Spitzer. Er räumte auch die Pensionskassen von Lehrern und Regierungsangestellten sowie die Konten wohltätiger Organisationen leer.

Im Dezember war der Traum aus. Als viele Kunden unter dem Druck der Finanzkrise ihr Geld zurückforderten, brach Madoffs Betrugsmaschine zusammen. Er wurde verhaftet. Nachdem er in elf Punkten wegen Betrugs und Meineids angeklagt worden war, stellte ihn die Polizei gegen zehn Millionen Dollar Kaution in seinem Penthouse unter Hausarrest.

Kurz vor dem Prozessbeginn sorgte Madoffs Anwalt Ira Sorkin für eine Überraschung. "Sie können davon ausgehen, dass mein Mandant sich in allen Punkten schuldig bekennt", sagte Sorkin. Auf bis zu 150 Jahre könnte sich die Gefängnisstrafe dann summieren.

Eigentlich sollte Madoff zu Prozessbeginn in eine Zelle umziehen. Doch seine Opfer, die nur geringe Hoffnung haben, von ihrem Geld jemals etwas wiederzusehen, glauben noch nicht daran. "Der bleibt gegen Kaution auf freiem Fuß und verschwindet", sagt Gerald Blumenthal, ein 78-jähriger Arzt, der durch Bernard Madoff seine Erparnisse sowie seine Rente verloren hat.

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