Dekkers – der neue Bayer-Chef

Amerikaner aus Holland mit Wohnsitz in Düsseldorf.

Leverkusen. Ein etwa 1,75 Meter großer, schlanker Mann, 52 Jahre alt und mit rotblonden Haaren stellt sich erstmals der Öffentlichkeit vor: Marijn Dekkers, ab 1.Oktober der neue Bayer-Chef und Nachfolger von Werner Wenning. Marijn ist dabei ein Spitzname, kreiert auf den richtigen Vornamen Marinus Emmanuel Johannes. Vor Journalisten plauderte Dekkers, der sehr humorvoll auftritt, aber auch knallhart sein kann, bei einem Abendessen aus seinem Nähkästchen.

Wegen seiner drei Töchter - ein 10-jähriges Zwillingspärchen und eine 13-Jährige - zieht er nicht nach Leverkusen in die Nähe der Bayer-Zentrale, sondern nach Düsseldorf in die Nähe der Internationalen Schule im Stadtteil Kaiserswerth. Ein Haus ist bereits gekauft, es wird von ihm abends eingerichtet. Erst im Sommer kommt seine Familie aus Boston ins Rheinland.

Dekkers ist gebürtiger Holländer und hat einen niederländischen und amerikanischen Pass. In den letzten 25 Jahren, in denen er fast ununterbrochen in den USA arbeitete, hat er so gut wie nie deutsch gesprochen - dafür klappt es mit der Sprache aber noch gut. Seine Töchter sprechen allerdings kein deutsch. "Sie spielen aber bereits mit Begeisterung Düsseldorf-Monopoly", sagt er.

Den Job bei Bayer hat er nicht wegen des Geldes angenommen, betont Dekkers. "Geld reizt mich nicht, ich liebe die Herausforderung", sagt er. Unter dem Strich verdient er bei Bayer sogar weniger als zuletzt in Amerika, wo er in den letzten fünf Jahren auch wegen nach oben geschnellter Aktienoptionen 105 Millionen Dollar verdient haben soll. Auf der "Forbes"-Liste der Chefgehälter weltweit lag er damit auf Platz 13. In Leverkusen soll er aber nach "Bayer-Maßstäben" bezahlt werden. Wenning bekam 2008 gut 3,6 Millionen Euro.

Was hat Dekkers mit Bayer vor? Das war am Mittwoch die Frage des Abends, die der sonst auskunftsfreudige neue Bayer-Chef in weiten Teilen offen ließ. Erst am 2.Januar 2010 sei er in ein Büro im dritten Stock der Bayer-Zentrale direkt neben Wenning eingezogen. Er habe bereits viele Gespräche geführt, auch mit dem Betriebsrat und den Gewerkschaften. Berührungsängste hatte er dabei nicht. Auch in Holland gebe es im Gegensatz zu den USA schließlich die Mitbestimmung. "Ich komme nicht nach Deutschland mit der amerikanischen Managermentalität", versicherte er. "Hire and Fire" sei nicht sein Ding, er plädiere für faire Behandlung der Mitarbeiter.

Für Dekkers ist Bayer derzeit "sehr gut aufgestellt", wiederholte er mehrmals. Alle drei Sparten - Gesundheit, Pflanzenschutz und Kunststoffe - seien für Bayer "sehr, sehr wichtig". Das gelte besonders für die Kunststoffe, mit denen sich Dekkers ein ganzes Jahrzehnt lang bei General Electric beschäftigt hat. Ein Konzern wie Bayer brauche eigene Rohstoffe. Um aber Genaueres zu sagen, sei es noch zu früh. Sein Führungsstil werde aber der gleiche sein, wie der seiner Vorgänger.

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