Creditreform rechnet auch 2013 wieder mit Pleitewelle

Frankfurt/Neuss (dpa) - Schlecker, Neckermann, die Solarbranche: 2012 war für viele Unternehmen ein Pleitejahr. Entwarnung geben Insolvenzexperten für das nächste Jahr nicht. Die Euro-Schuldenkrise geht nicht spurlos an der deutschen Wirtschaft vorbei.

Die deutsche Wirtschaft muss sich auch 2013 auf eine Pleitewelle einstellen. „Die deutsche Volkswirtschaft gerät zunehmend in den Sog der europäischen Staatsschuldenkrise“, sagte der Vorstand der Neusser Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Helmut Rödl, am Donnerstag in Frankfurt. Die Gesamtzahl der Insolvenzen dürfte demnach von 156 200 im laufenden Jahr auf etwa 160 500 steigen, darunter geschätzte 30 500 Firmenpleiten.

Im zu Ende gehenden Jahr war die Zahl der Firmen- und Verbraucherpleiten in Deutschland rückläufig - trotz Schuldenkrise und angespannter Märkte. Creditreform erwartet für das Gesamtjahr 29 500 (Vorjahr: 30 120) Unternehmensinsolvenzen.

Weil jedoch mehr Großunternehmen wie Schlecker, der Versandhändler Neckermann und etliche Solarunternehmen 2012 den Gang zum Amtsgericht antraten, schnellte die Schadenssumme immens in die Höhe: Sie lag mit 38,5 Milliarden Euro um 17 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert.

Die Zahl der Arbeitsplätze, die aufgrund von Insolvenzen verloren gehen oder bedroht sind, summierte Creditreform auf 346 000. Das ist zwar deutlich mehr als vor Jahresfrist (236 000), liegt aber zugleich erheblich unter dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre (450 000). Für nächstes Jahr prognostizieren die Insolvenzexperten 350 000 bedrohte Jobs - vor allem in kleineren und mittleren Betrieben.

Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen dürfte nach Einschätzung von Creditreform in diesem Jahr sinken: auf 101 500 (103 250). Das sei jedoch nur die Spitze des Eisbergs, sagte Rödl: „Insgesamt gesehen hat die Überschuldung der Verbraucher in Deutschland zugenommen.“ 6,6 Millionen Erwachsene bundesweit seien nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln zu bestreiten.

Während der Rückgang der Unternehmenszusammenbrüche in Ostdeutschland 2012 deutlich ausgeprägter war als im Westen, war es bei den privaten Pleiten Verbraucherinsolvenzen genau umgekehrt. „Die Tendenz wird bei den Verbraucherinsolvenzen im nächsten Jahr noch einmal zu einem Anstieg führen“, sagte Rödl. Zwar seien die Arbeitslosenzahlen niedrig, doch steigende Mieten und höhere Energiekosten könnten viele Menschen in die Pleite treiben.

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