Chefin verlässt Bergbauriesen Anglo American

London (dpa) - Cynthia Carroll tritt als Chefin des britisch-südafrikanischen Bergbaukonzerns Anglo American zurück. Sie habe das Gefühl, dass es nach rund sechs Jahren an der Spitze an der Zeit sei, die Geschäfte an einen Nachfolger abzugeben, sagte die Managerin laut einer am Freitag verbreiteten Mitteilung des Unternehmens.

Konkrete Gründe nannte sie nicht. Der Aktienkurs des Konzerns war in den vergangenen Monaten eingebrochen. Erbitterte Arbeitskämpfe in Südamerika und die Kostenexplosion bei einem Bergbauprojekt in Brasilien belasten den Bergbauriesen.

Das Unternehmen kündigte an, Carroll werde die Geschäfte weiterführen, bis ein Nachfolger gefunden und eingearbeitet sei. Die 55 Jahre alte US-Amerikanerin und Mutter von vier Kindern war 2007 als erste Frau an die Spitze des Bergbauunternehmens gerückt. Anglo American ist ein breit aufgestellter Konzern, zu dem unter anderem das Diamantenunternehmen De Beers gehört. Der Umsatz lag im Jahr 2011 bei knapp 31 Milliarden US-Dollar (rund 24 Mrd Euro).

Während Carrolls Amtszeit verlor das Unternehmen rund ein Viertel seines Börsenwerts. Im September sackte die Aktie auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Allein in diesem Jahr sank der Kurs um 22 Prozent, während die Konkurrenten Rio Tinto und BHP Billiton zumindest leichte Zuwächse verbuchten. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Konzernumsatz verglichen mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um zehn Prozent, der Gewinn vor Steuern brach sogar um mehr als die Hälfte ein.

Erst am Donnerstag musste Anglo seine Produktionsziele für das Platingeschäft wegen der Arbeitskämpfe in Südafrika senken. Die Konzerntochter Anglo American Platinum hatte Anfang Oktober nach drei Wochen wilden Streiks 12 000 Minenarbeiter entlassen. Probleme bereiten Anglo auch steigende Kosten für das Minenprojekt „Minas-Rio“ in Brasilien und ein Rechtsstreit mit einem Partner in Chile.

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