Bundesbank schraubt Wachstumsprognosen nach unten

Frankfurt/Main (dpa) - Die deutsche Wirtschaft wird 2013 nach Einschätzung der Bundesbank nur noch minimal zulegen. Die Notenbank kappte ihre Prognose aus dem Sommer deutlich von 1,6 Prozent auf 0,4 Prozent.

Das Wachstum dürfte „angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Teilen des Euroraums und der weit verbreiteten Verunsicherung geringer ausfallen“, begründete die Bundesbank am Freitag in ihrer halbjährlichen Konjunkturprognose.

Für das laufende Jahr veranschlagt die Bundesbank nun eine Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,7 Prozent. Im Juni waren die Notenbanker noch von 1,0 Prozent Wachstum für 2012 ausgegangen. Für 2013 ist die Bundesbank damit deutlich pessimistischer als die Bundesregierung, die ein Plus von 1,0 Prozent veranschlagt.

„Es gibt jedoch die begründete Aussicht, dass die wirtschaftliche Schwächephase nicht allzu lange anhalten wird und Deutschland bald wieder auf einen Wachstumspfad zurückkehrt“, befand die Bundesbank. So könnte die globale Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen. 2014 traut die Bundesbank der deutschen Wirtschaft 1,9 Prozent Wachstum zu.

Ähnlich fällt die aktuelle Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) aus: Sie stimmt den Euroraum für 2013 auf ein weiteres Rezessionsjahr ein, rechnet aber damit, dass sich die Konjunktur gegen Ende 2013 allmählich erholen und 2014 wieder wachsen wird.

Schon in den vergangenen Monaten deutete sich an, dass sich Europas größte Volkswirtschaft der Krise auf dem Kontinent auf Dauer nicht entziehen kann. Nachdem sich das Wachstum in den ersten drei Quartalen 2012 stetig verlangsamte, erwarten Ökonomen für den Zeitraum Oktober bis Ende Dezember bestenfalls Stagnation.

Im Oktober musste die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe den stärksten Rückschlag seit dreieinhalb Jahren hinnehmen. Im Vergleich zum Vormonat sei die Produktion um 2,6 Prozent gesunken, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Im September sei die Produktion um 1,3 Prozent zurückgefallen. Die Daten verdeutlichen, dass sich die Konjunkturflaute bei der Produktion in deutschen Unternehmen immer stärker bemerkbar macht. Die Produktionsschwäche zeigte sich quer durch die Branchen - die Ursache für den Einbruch sieht das Ministerium aber bei den schwachen Geschäften in der Baubranche.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erklärte am Freitag: „Die gute Grundkonstitution der deutschen Wirtschaft spricht aber dafür, dass sie die vorübergehende Schwächephase ohne größere Schäden insbesondere am Arbeitsmarkt übersteht.“ Unter anderem Kurzarbeit dürfte demnach einmal mehr als Konjunkturpuffer dienen. Die Arbeitslosenquote in Deutschland könnte sich nach Einschätzung der Bundesbank im kommenden Jahr zwar leicht auf 7,2 Prozent erhöhen, sie sollte dann aber wieder auf 7,0 Prozent zurückgehen.

An der Preisfront erwartet die Bundesbank trotz weit geöffneter EZB-Geldschleusen keine dramatischen Entwicklungen - im Gegenteil: Der Anstieg der Verbraucherpreise könnte sich abschwächen - von 2,1 Prozent im laufenden Jahr auf 1,5 Prozent 2013 und 1,6 Prozent 2014. Damit läge die Inflation unter der EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent, bei der die Währungshüter stabile Preise gewahrt sehen.

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