Bundesbank erwartet breites Wachstum

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesbank hat ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum kräftig angehoben. gestützt von der anziehenden Binnennachfrage erwarten die Währungshüter einen Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,6 Prozent im laufenden und von 2,0 Prozent im kommenden Jahr.

Das berichtete die Deutsche Bundesbank am Freitag in Frankfurt. Damit könnte die vom Export angetriebenen deutsche Volkswirtschaft gegen Ende 2011 die Einbrüche aus der tiefen Rezession wettgemacht haben und wieder das Produktionsniveau vom ersten Quartal 2008 erreichen.

Im Juni hatten die Experten der Notenbank noch ein Wachstum von 1,9 Prozent für 2010 und von 1,4 Prozent für 2011 vorhergesagt. 2009 war die deutsche Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent abgestürzt.

Die anhaltende Konjunkturerholung wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Nach der Vorhersage wird die Arbeitslosigkeit weiter sinken, während die Löhne anziehen. Auch das Staatsdefizit dürfte kleiner ausfallen als bislang befürchtet - der riesige Schuldenberg wächst aber weiter.

Inzwischen sind die Bundesbanker überzeugt: „Die konjunkturelle Erholung der deutschen Wirtschaft wird sich nach dem fulminanten Aufholprozess im laufenden Jahr auch in den beiden kommenden Jahren fortsetzen.“ Der Aufschwung werde mehr und mehr an Breite gewinnen. Die Exporte bleiben zwar die stärkste Antriebskraft, aber auch die Binnenwirtschaft kommt nach der Prognose immer besser in Fahrt. Zumal niedrige Zinsen Investitionen begünstigen und der Privatkonsum durch mehr Beschäftigung und höhere Löhne zulegt. Risiken sieht die Bundesbank an den Finanzmärkten und in den hohen Staatsdefiziten.

Die Notenbank erwartet, dass 2012 im Durchschnitt weniger als 3 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos sein werden. Die Quote könne auf 6,9 Prozent zurückgehen. Im November 2010 lag sie bei 7,0 Prozent.

Gleichzeitig können sich die Arbeitnehmer auf höhere Löhne freuen: „Es zeichnet sich ab, dass die Löhne nach der durch Zurückhaltung geprägten Krisenzeit nun deutlich stärker steigen.“ Im Jahresdurchschnitt 2011 könne der Zuwachs mit 1,5 Prozent zwar noch ähnlich niedrig ausfallen wie im laufenden Jahr mit 1,6 Prozent. „Dies liegt daran, dass Verträge, die in der Krisenzeit abgeschlossen worden waren und noch bis in das Jahr 2011 hinein Gültigkeit behalten, oft Einmalzahlungen im Jahr 2010 vorgesehen hatten“, schreiben die Experten. 2012 könnten die Tarifentgelte dann aber mit plus 2,2 Prozent stärker zunehmen.

Die rasante Konjunkturerholung entlastet nach Überzeugung der Bundesbank auch die öffentlichen Kassen erheblich. Dennoch werde das Defizit in Deutschland von 3,0 Prozent des BIP im vergangenen auf etwa 3,5 Prozent im laufenden Jahr ansteigen. Die Schuldenquote wird demnach „von dem bereits sehr hohen Niveau 2009 mit 73,4 Prozent voraussichtlich weiter sprunghaft auf deutlich über 80 Prozent steigen“.

2011 könnte das Staatsdefizit nach den Berechnungen auf eine Größenordnung von 2,5 Prozent des BIP sinken - wenn die aktuellen Planungen umgesetzt werden. Im Juni waren die Bundesbanker noch von einer staatlichen Defizitquote von knapp 5 Prozent im laufenden Jahr und für 2011 von rund 4 Prozent ausgegangen.

Nach den Regeln der Europäischen Währungsunion darf die Neuverschuldung nicht über 3 Prozent des BIP liegen. Wegen der Krise wird diese Marke aber derzeit von fast allen Euroländern überschritten.

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