Brüssel will Europas Industrie Schub verleihen

Brüssel (dpa) - Europas Industrie soll der Wirtschaft aufhelfen: EU-Industriekommissar Antonio Tajani will daher die heimische Produktion stärken. „Wir können nicht weiterhin zulassen, dass unsere Industrie Europa verlässt“, sagte Tajani am Mittwoch in Brüssel.

„Die europäische Industrie kann Wachstum liefern und Beschäftigung schaffen.“ Tajani will unter anderem den Handel mit Gütern und Dienstleistungen auf dem gemeinsamen europäischen Markt weiter erleichtern. Unternehmen müssten besser an Kredite kommen und die EU-Staaten sollten Investitionen in Zukunftstechnologien sowie Ausbildung für diese Bereiche fördern und so wieder auf Vorkrisen-Niveau gelangen. Derzeit gingen nur sechzehn Prozent der EU-Wirtschaftsleistung auf das Konto der Industrie - bis zum Jahr 2020 wollte dieser Anteil auf zwanzig Prozent steigen, forderte Tajani.

Chancen für die heimische Produktion sieht der Industriekommissar zum Beispiel in der Hochtechnologie: Bei der Nanotechnologie oder Produkten für eine alternde Gesellschaft könne Europa punkten. Längerfristig sieht Tajani den Kontinent als ernsthafte Konkurrenz etwa für die Wachstumsmacht China. So seien die Lohnkosten in industrialisierten Regionen Chinas mit zwanzig Prozent Zuwachs in den vergangenen Jahren geradezu explodiert - der Kostenvorteil des Billigstandorts schmelze. Unter diesen Bedingungen lohne es sich für Firmen, Teile der Produktion nach Europa zurückzuverlagern, zumal angesichts des Risikos von Sabotage, Fälschungen und Industriespionage in China.

Die Rahmenbedingungen für Unternehmen unterscheiden sich allerdings zwischen den einzelnen EU-Staaten, warnte Tajani. Deutschland ist nach Ansicht der Brüsseler Behörde dank seiner wettbewerbsfähigen Exportwirtschaft in Europa führend. Abgeschlagen und wenig fähig zu Innovationen seien dagegen osteuropäische Staaten wie Bulgarien, Tschechien, Polen oder Litauen. Vorschläge für neue Gesetze machte Tajani nicht. Es geht in der Mitteilung vielmehr um die grundlegende Ausrichtung der europäischen Industriepolitik und um Vorschläge für Arbeitsgruppen.

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