Studie Brexit trifft deutsche Regionen besonders hart

Brüssel (dpa) - Der Brexit trifft laut einer Studie viele deutsche Regionen stärker als andere Gegenden der EU. So liegen in Deutschland 41 von 50 Regionen, wo Industrie und Handwerk unter dem geplanten britischen EU-Austritt besonders leiden dürften, darunter Hamburg, Berlin, Köln und Düsseldorf.

Studie: Brexit trifft deutsche Regionen besonders hart
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Dies geht aus einer Untersuchung des Europäischen Ausschusses der Regionen hervor. Zuerst hatte die Funke-Mediengruppe (Donnerstag) darüber berichtet.

Der Präsident des Ausschusses, Karl-Heinz Lambertz, erklärte: „Angesichts ihrer engen Beziehungen legt der Bericht nahe, dass deutsche Regionen zu den am stärksten vom Austritt Großbritanniens aus der EU betroffenen Ländern gehören könnten.“ Der Belgier forderte ein Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den verbleibenden EU-Mitgliedern, das die Zölle auf ein Minimum beschränkt und einen freien Warenverkehr ermöglicht.

Die Studie vergleicht die erwarteten wirtschaftlichen Folgen für einzelne Regionen der bleibenden 27 EU-Länder nach den Sektoren Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Dienstleistungen, Transport und Direktinvestitionen. Unterm Strich am härtesten getroffen werden Regionen in Irland, dem direkten Nachbarn Großbritanniens. Ansonsten sind die Folgen der Übersicht zufolge regional unterschiedlich.

Während Industrie und Handwerk in vielen deutschen Regionen besonders betroffen sind - darunter auch die Autoregionen Stuttgart und Niederbayern -, erwarten im Agrar- und Fischereisektor vor allem niederländische, dänische und belgische Regionen einen Dämpfer.

Die Folgen des Brexit für Dienstleistungsregionen nennt die Studie komplex. „Es ist möglich, dass sich für einige der wichtigsten Regionen der EU27 im Banken- und Finanzsektor neue Chancen eröffnen, zumal Paris, Frankfurt, Dublin und Luxemburg darum konkurrieren, Finanzdienstleistungen aus London anzuziehen“, heißt es darin. Insgesamt könne der Brexit auch Innovation und Entwicklung beflügeln. „Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die positiven Effekte die negativen Konsequenzen übertreffen, sicher nicht kurz- und mittelfristig, aber auch nicht langfristig.“

Der Ausschussvorsitzende Lambertz forderte die Regionen auf, die möglichen Folgen des Brexits noch genauer zu untersuchen und Vorkehrungen zu treffen. Mit Hilfe der regionalen Investitionspolitik der EU müsse zudem alles getan werden, um die Auswirkungen auf die Regionen gering zu halten.

Großbritannien verlässt die EU am 29. März 2019. Doch folgt zunächst eine knapp zweijährige Übergangsfrist bis Ende 2020, in der sich faktisch kaum etwas ändert. In den nächsten Monaten soll ausgehandelt werden, wie die EU und Großbritannien danach weiter möglichst reibungslosen Handel treiben und auch bei Sicherheit, Verteidigung, Forschung und anderen Themen weiter eng zusammenarbeiten könnten.

Der Ausschuss der Regionen in Brüssel vertritt die Interessen der Gebietskörperschaften gegenüber den anderen europäischen Institutionen.

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