Bosch plant mit gedämpfter Wachstumsprognose

Stuttgart (dpa) - Der Technologiekonzern und Autozulieferer Bosch startet mit einer verhaltenen Prognose in ein schwieriges Geschäftsjahr 2012.

Das Unternehmen rechnet für die nächsten Monate mit einem abflauenden Wachstum der Weltwirtschaft und traut sich daher auf Jahressicht nur ein moderates Umsatzplus von drei bis fünf Prozent zu, wie der scheidende Bosch-Chef Franz Fehrenbach am Donnerstag in Stuttgart sagte. Im vergangenen Jahr hatte Bosch mit 51,5 Milliarden Euro einen Rekordumsatz eingefahren. Der Gewinn unter dem Strich schrumpfte aber.

„2012 stellen wir uns darauf ein, dass sich das Wirtschaftswachstum in allen Regionen verlangsamt. In Europa schließen wir eine Stagnation der Wirtschaftsleistung nicht aus“, sagte Fehrenbach. Im ersten Quartal 2012 lag der Zuwachs bei rund fünf Prozent und damit am oberen Rand des Korridors.

Fehrenbach wird zum 1. Juli - seinem 63. Geburtstag - von Volkmar Denner abgelöst, der in der Bosch-Geschäftsführung bisher Forschung und Entwicklung verantwortet. Der 55 Jahre alte Nachfolger muss den erfolgreichen und finanziell soliden Konzern durch eher unruhiges Fahrwasser steuern. Denn Bosch steht vor einem grundlegenden Wandel seiner Aufgabenfelder. Das Kerngeschäft als Autozulieferer befindet sich angesichts des endlichen Öls und wachsender CO2-Problematik im Umbruch. Der teure Einstieg in die Solartechnik hat Teilen der Bosch-Bilanz rote Zahlen eingebrockt - und eine Wende ist nicht in Sicht. Über allem schwebt zudem die Frage, wie die wachsende Bedeutung des Internets die Bosch-Welt verändern mag.

Von den 51,5 Milliarden Euro Umsatz aus 2011 entfielen rund 59 Prozent (30,4 Mrd. Euro) auf die Kfz-Sparte. Mit 2,3 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist dieser Bereich noch immer der Motor der Schwaben. Doch Bosch kämpft mit der Unsicherheit, wann sich die jährlichen 400 Millionen Euro Anschubinvestitionen für die Elektromobilität auszahlen werden. Dieses Jahrzehnt noch nicht, bekräftigte Spartenchef Bernd Bohr am Donnerstag.

Seit einiger Zeit kriselt zudem die Kooperation von Bosch mit dem koreanischen Samsung-Konzern. Die Partner beliefern etwa BMW und Fiat mit Batterien für elektrische Auto-Antriebe. Die Zukunft des SB LiMotive genannten Joint Ventures ist ungewiss.

Auf der anderen Seite versprechen das Rennen um spritsparende Autos und die Gesetze zur CO2-Reduzierung weiterhin eine gute Grundlage für die Kfz-Tüftler bei Bosch. Neben Helferlein wie dem Antiblockiersystem (ABS) und dem Elektronischen Stabilitäts-Programm (ESP) stehen auch sie für die Erfolgsgeschichten hocheffizienter Kraftstoffsysteme.

Größere Sorgen als der bewegte Kfz-Markt dürfte Denner das Thema Solar bereiten. Der massive Preisverfall in der Photovoltaik von bis zu 40 Prozent war dem Unternehmen einfach zu viel. 560 Millionen Euro musste Bosch abschreiben, so dass am Ende in dem zugehörigen Unternehmensbereich Industrietechnik operativ ein Verlust von 364 Millionen Euro stand.

Die dritte Säule der Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik, in der etwa Kühlschränke und Bohrmaschinen verkauft werden, brummte dagegen. Sie warf aus dem laufenden Geschäft 730 Millionen Euro Gewinn ab.

In Summe verbuchte Bosch damit 2,7 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), was 472 Millionen Euro weniger als 2010 sind. Bei einem um 9 Prozent gesteigerten Umsatz sank die operative Marge - also das Verhältnis zwischen Erlösen und Ergebnis - auf 5,3 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 6,7 Prozent gewesen. Unter dem Strich standen diesmal 1,8 Milliarden Euro, was 669 Millionen Euro weniger als im Vorjahr sind.

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