Börsen nach Wahlen auf Talfahrt

Die Ergebnisse in Frankreich und Griechenland verunsichern die Märkte.

Frankfurt. Ob Frankfurt, Paris oder Tokio — an den Börsen rund um den Globus regierte nach den Wahlen in Frankreich und Griechenland die Sorge. Der Dax startete mit kräftigen Einbußen in die neue Handelswoche, erholte sich aber am Abend wieder.

Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, fiel zwischenzeitlich auf ein Jahrestief, der japanische Nikkei-Index sackte auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Auch der Euro rutschte zeitweilig auf den tiefsten Stand seit Ende Januar. Die Unsicherheit ist groß, dass der Machtwechsel in Frankreich und die Anti-Euro-Stimmung in Griechenland den Kontinent tiefer in die Krise stürzen könnten.

Der Sieg des Sozialisten François Hollande in Frankreich mache „den Kampf gegen die Staatsschuldenkrise noch komplizierter“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Hollande hatte sich im Wahlkampf gegen den von Deutschland geforderten strikten Sparkurs beim Euro-Krisenmanagement gestellt. Krämer: „Die EZB wird die Peripherieländer länger als befürchtet de facto mit der Notenpresse finanzieren.“

Europas Währungshüter sähen es lieber, sie könnten sich aus ihrer Krisenpolitik des extrem billigen Geldes verabschieden. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, nahm die Politik in die Pflicht: „Wir müssen einen Pfad für den Euro festlegen: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen?“ Draghi fordert, den angestrebten Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin durch einen Wachstumspakt zu flankieren.

Sparen und investieren zugleich — das ist auch aus Sicht vieler Ökonomen der Königsweg aus der Krise. „Der ideale Wachstumspakt wäre für mich: Mehr Schwergewicht auf Wirtschaftsreformen und im Gegenzug mehr Zeit für die Haushaltskonsolidierung in Ländern, die diese Reformen wirklich umsetzen“, erklärte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.

Das kleine Griechenland hält die Märkte im Grunde mehr in Atem als der — zuletzt erwartete — Umschwung in Frankreich. In Athen droht eine Regierungskrise. Für Beruhigung an den Märkten sorgen diese Aussichten nicht.

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