Bertelsmann verbucht nach Krise Spitzengewinn

Berlin (dpa) - Der Medienkonzern Bertelsmann hat eines der besten Ergebnisse seiner Firmengeschichte eingefahren - und will in diesem Jahr noch mehr verdienen. 2009 hatte das Unternehmen wegen schwacher Werbemärkte gerade einmal 35 Millionen Euro verdient und damit nur knapp schwarze Zahlen geschrieben.

Im vergangenen Jahr schoss das Konzernergebnis dann auf 656 Millionen Euro in die Höhe. Damit wurden die eigenen Prognosen deutlich übertroffen. „Wir haben die Wirtschaftskrise in kürzester Zeit überwunden und unsere Geschäfte deutlich nach vorne gebracht“, sagte Vorstandschef Hartmut Ostrowski am Dienstag in Berlin. Für dieses Jahr peilt das Unternehmen aus Gütersloh noch einmal ein höheres Konzernergebnis an, weil dann weniger Abschreibungen erwartet werden.

Der Umsatz stieg um 4,5 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. „Getragen wurde diese Entwicklung von der allgemeinen konjunkturellen Erholung, insbesondere in den Werbemärkten“, sagte Ostrowski. Gut ein Viertel seines Umsatzes bestreitet Bertelsmann mit Werbung. Potenzial für Wachstum sieht das Unternehmen auch bei Dienstleistungen, digitalen Inhalten und Bildungsangeboten.

„Nie zuvor waren unsere Geschäfte so profitabel“, sagte Ostrowski. Die Umsatzrendite im Konzern lag bei 11,7 Prozent. Das heißt, von 1000 Euro Erlös blieben 117 Euro als Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen übrig. Mit Abstand wichtigster Ertragsbringer war erneut der Unterhaltungskonzern RTL Group. Jedoch trugen auch die Dienstleistungstochter Arvato, der Buchverlag Random House sowie Gruner+Jahr zum Zuwachs bei Umsatz und Gewinn bei. Die Erlöse der Buchclubsparte Direct Group schrumpften dagegen um 200 Millionen Euro, weil mehrere ausländische Töchter verkauft wurden.

Der geplante Verkauf des französischen Buchclubgeschäfts floss ebenso wie die Totalabschreibung des griechischen Fernsehgeschäftes und die Restrukturierungskosten bei Arvato in die Sondereffekte ein. Diese Beträge summieren sich auf mehr als 350 Millionen Euro.

Mit Blick auf das schrumpfende Club-Geschäft betonte Direct-Group-Geschäftsführer Fernando Carro, ein Verkauf des deutschen Buchclubs sei nicht geplant. „Ich unterstütze die Linie des Vorstands, in jedem Land zu verkaufen, wo es einen besseren Eigentümer als Bertelsmann gibt. Ich sehe aber in Deutschland Bertelsmann als besten Eigentümer.“ Die Direct Group war lange der Wachstumsmotor des Konzerns, gilt aber heute als vergleichsweise ertragsschwach.

Dagegen will Bertelsmann sein hochprofitables Geschäft mit den Rechten an Rock- und Popsongs deutlich ausbauen. Das Unternehmen zeigt nun offen Interesse am Katalog des angeschlagenen britischen Musiklabels EMI. Er gehe davon aus, dass EMI dieses Jahr auf den Markt komme, sagte Finanzvorstand Thomas Rabe. „Wir werden uns das dann anschauen. (...) Wir werden sehen, ob wir bestimmte Teile des Geschäftes zu einem angemessenen Preis erwerben können.“ Bertelsmann betreibt zusammen mit dem Finanzinvestor KKR das Musikrechteunternehmen BMG.

Positive Nachrichten gab es auch zum Thema Verschuldung. Nunmehr liegen die Netto-Finanzschulden wieder unter 2 Milliarden Euro, wie Finanzvorstand Rabe berichtete. Vor einigen Jahren hatte ein großer Aktienrückkauf dem Konzern hohe Verbindlichkeiten aufgebürdet. „Das Thema Verschuldung ist für uns abgehakt. Bertelsmann ist aus finanzieller Sicht wieder bereit zu investieren“, sagte Rabe. Die „Investitionskapazität“ liege bei einer Milliarde Euro. Ende 2010 beschäftigte der Konzern weltweit rund 104 400 Mitarbeiter, 1700 mehr als ein Jahr zuvor.

Vom starken Ergebnis profitieren auch die Spitzenmanager und viele Bertelsmann-Beschäftigte. An den Konzernvorstand fließen in diesem Jahr Gehälter von 28 Millionen Euro. Weitere 118 Millionen Euro gehen als Gewinnbeteiligung an Mitarbeiter weltweit.

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