Bei der LTU geht die Angst um

Air-Berlin-Chef Hunold will sich vom Langstrecken-Geschäft trennen.

Düsseldorf. Gedrückte Stimmung bei der LTU - und die bange Frage: Ist das jetzt der Showdown für die einst so stolze Fluggesellschaft? Wie unsere Zeitung berichtete, prüft Air Berlin-Chef Achim Hunold den Verkauf der LTU-Langstrecke. Ein Iteressent soll die arabische Etihad Airways sein.

Die Langstrecke war der Hauptgrund für die Übernahme der Gesellschaft vor zwei Jahren, bei der Mittelstrecke hatte Air Berlin den Düsseldorfern den Rang ohnehin abgelaufen. Hintergrund ist jetzt die Tarifauseinandersetzung mit der Pilotenvereinigung Cockpit (VC). Rund 450 Flugzeugführer stehen bei LTU unter Vertrag.

Air Berlin hat für das Cockpit Beschäftigungssicherung bis Ende 2010 plus 3,5Prozent Tariferhöhung wie beim Bodenpersonal angeboten. Der Forderungskatalog der Pilotenvereinigung beinhaltet zwar keine Prozentzahl, hat aber fast 50 Positionenund würde erhebliche Mehrkosten verursachen, unter anderem etwa durch eine Festzahl zugesicherter Flugstunden - die am Ende aber gar nicht geflogen werden.

"Die zusätzlichen Personalkosten lägen pro Jahr bei 30 Millionen Euro", sagt Air Berlin-Sprecher Christoph Noack. Geld, das dem Unternehmen einfach nicht zur Verfügung stehe.

Laut Noack verzeichnete Air Berlin im Februar einen Passagierrückgang von 8,5 Prozent und steht damit im Branchenvergleich noch gut da. "Klar ist aber, dass wir 60 Piloten zu viel haben", sagt Noack. Unter der Überschrift "Alle bleiben an Bord" würde nun weniger Flugzeit auf mehr Köpfe verteilt.

"Vor diesem Hintergrund ist die Tarifforderung der schiere Wahnsinn." Man sei bereit, auch bei Air Berlin über die Altersversorgung der Piloten zu verhandeln, aber nicht auf dem Niveau der LTU. "Das sind ja die Kosten, die das Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht haben."

2500 Mitarbeiter zählte die LTU zurzeit der Übernahme vor eineinhalb Jahren. Dass jetzt kein Aufschrei durch die Firma geht, hat mit der Aufteilung des Personals auf verschiedene Gesellschaften zu tun. Gut 700 Techniker und Prüfer etwa sind im Tochterunternehmen ABLD untergebracht. Für sie hätte ein Verkauf keine Folgen, denn sie warten die 120 Air Berlin-Jets und wären zudem durch Fremdaufträge abgesichert.

Das große Zittern jedoch beginnt für rund 180 Mitarbeiter des Bodenpersonals, die noch mit alten LTU-Verträgen beschäftigt werden. Käme es zum Verkauf, könnte es nach Informationen unserer Zeitung für sie allerdings eine Weiterbeschäftigung bei Air Berlin geben.

Noch nicht klar absehbar ist, welche Folgen ein Verkauf auf den Flughafen Düsseldorf hätte. "Dazu müssten die Planungen bei Air Berlin zur Zukunft von LTU erst konkreter werden", sagte Flughafen-Sprecher Christian Witt auf Anfrage. Das Langstreckengeschäft von Düsseldorf aus laufe weiterhin sehr gut. Im Vorjahr hatte es einen regelrechten Boom bei einem Plus um 17 Prozent auf 1,9 Millionen Passagieren gegeben.

Die Langstreckenjets der LTU fliegen unter anderem auf den Strecken in die Dominikanische Republik, in die USA, nach Kanada und auf die Malediven. Der Flughafen investiert derzeit 300 Millionen Euro, auch in den Ausbau als internationales Drehkreuz mit schnellen Umsteigezeiten. Air Berlin ist der wichtigste Partner bei dieser Strategie.

Für 65 Millionen Euro wird auch eine neue Wartungshalle gebaut, die für 25 Jahre für jährlich sechs Millionen Euro an Air Berlin vermietet wurde. Allerdings sind die Lande- und Startrechte der LTU in der NRW-Landeshauptstadt ein kostbares Gut und an den Standort gebunden - im umkämpften Markt Düsseldorf sind sie viel wert.

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