Bahnstreik stellt Pendler auf die Probe

Berlin (dpa) - Bei der Bahn dürfte es auch nach Ende des Lokführerstreiks noch Probleme mit Ausfällen und Verspätungen geben. Reisende müssten am Freitagmorgen mit weiteren Verzögerungen rechnen, warnte die Deutsche Bahn.

Bahnstreik stellt Pendler auf die Probe
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Möglichst schnell solle aber der normale Fahrplan wieder gelten.

Am Donnerstag stellte der Ausstand der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) den zweiten Tag in Folge vor allem Berufspendler vor Probleme. Im Regionalverkehr fuhren im Westen bis zu 60 Prozent der Züge, in Ostdeutschland wegen des höheren Organisationsgrads der GDL nur rund 15 Prozent.

Auf Regional- wie Fernstrecken habe man teilweise zusätzlich zum geplanten Ersatzverkehr weitere Verbindungen anbieten können, erklärte die Bahn. Das galt etwa für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg. Im Fernverkehr wurden Züge verlängert, die trotz Streiks unterwegs waren. In dem Tarifkonflikt zwischen GDL und Deutscher Bahn zeichnet sich derweil weiterhin keine Lösung ab.

Die Mitglieder der GDL wollten am Abend um 21.00 Uhr zur Arbeit zurückkehren. Die Disponenten in den sieben Betriebszentralen und bei der Verkehrsleitung müssen dann dafür sorgen, dass möglichst viele Fern-, Regional- und S-Bahnzüge an ihren Startbahnhöfen den Betrieb wieder aufnehmen können. Im Güterverkehr wird der Streik erst am Freitagmorgen (9.00 Uhr) nach insgesamt 66 Stunden beendet.

Wo möglich, wichen Berufstätige am Donnerstag auf Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen aus. Hier war das Gedränge in der Hauptverkehrszeit noch größer als sonst. Wer auf das eigene Auto umstieg, brauchte in Ballungszentren wegen verstopfter Straßen deutlich länger zur Arbeit.

Bei der Bahn galt ein Ersatzfahrplan, nach dem jeder dritte Fernzug fahren sollte. Das habe sich bewährt, hieß es. Die Züge seien stärker genutzt worden als bei früheren Streiks. Vor allem am Mittwoch hatte es in den Fern- und Regionalzügen aber trotzdem viele freie Plätze gegeben.

Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell nannte die Auseinandersetzung eine „verdammt verkorkste Angelegenheit“. Die Aussagen beider Seiten seien momentan sehr „widersprüchlich und undurchschaubar“. Eine Übereinkunft könne er sich momentan nicht vorstellen, sagte Schell im Westdeutschen Rundfunk.

Auch die parallel geführte Tarifrunde mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ist nicht problemlos. Die EVG dringt auf einen Tarifabschluss für ihre Mitglieder bis zum 1. Juni. „Dabei ist uns wichtig, dass wir einen gleichen, gemeinsamen Abschluss für alle Beschäftigtem erzielen“, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba mit Blick auf die GDL.

Die GDL bezeichnet in dem Konflikt die Einstufung der Lokrangierführer im Tarifgefüge der Bahn als entscheidenden Punkt. GDL-Chef Claus Weselsky kritisiert, dass nach 16 Verhandlungsrunden seit Sommer 2014 noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen fehlten. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.

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