Bahnchef Grubes Baustellen

Das Kerngeschäft von ICE bis Regionalzug ist nicht in Topform. Das Team muss weiter hart daran arbeiten.

Berlin. Der Bahnchef kam mit Verstärkung. Als Rüdiger Grube die Jahresbilanz 2010 vorstellte, saß neben ihm nicht nur wie bisher Finanzvorstand Richard Lutz.

Die komplette Führungscrew versammelte sich am Donnerstag auf dem Podium — denn entsprechend zahlreich sind beim bundeseigenen Konzern gerade die Baustellen, wie Probleme auf Managerdeutsch heißen: Die Schwierigkeiten mit der Zugtechnik, das umstrittene Milliardenprojekt Stuttgart 21, die komplizierte Tarifrunde mit den Lokführern.

Hinzu kam am Donnerstag noch Ärger mit der EU, die die Bahn verdächtigt, beim Stromverkauf an Konkurrenten ihre marktbeherrschende Stellung auszunutzen.

Die Zahlen präsentierte der oberste Eisenbahner mit Zufriedenheit. Nach dem harten Einbruch 2009 kletterte der Gewinn im vergangenen Jahr um stolze 27,5 Prozent wieder knapp über die Milliardenmarke. Erstmals soll der Bund als Eigentümer 500 Millionen Euro davon als Dividende abbekommen.

„Wir befinden uns nach der Weltwirtschaftskrise wieder auf Kurs“, konstatierte Grube. Mit zu verdanken ist dies vor allem dem globalen Frachtgeschäft. Die Logistiksparte Schenker steigerte ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 52 Prozent auf 304 Millionen Euro.

Beim heiklen Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 steuern die Manager nach dem grün-roten-Wahlsieg in Baden-Württemberg einen betont behutsamen Kurs. „Wir wollten einfach ein Signal an die neue Landesregierung senden, dass wir auch mit ihr konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, erläuterte Infrastrukturvorstand Volker Kefer den schon zwei Tage zuvor verkündeten vorläufigen Bau- und Vergabestopp.

„Wir schaffen keine neuen Fakten, bis sie sich konstituiert.“ Der Konzern steht aber zum Umbau des Kopfbahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation. Dafür wurden schon 1,5 Milliarden Euro ausgegeben.

Ziemlich erleichtert hat es die Bahn, dass die Zeichen an einer anderen brisanten Front zumindest vorerst auf Entspannung stehen. Im vertrackten Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL könnte bis Ostern eine Einigung gefunden sein, wie Personalvorstand Ulrich Weber sagte.

Bis zur nächsten Verhandlungsrunde am 7. April sind die Fahrgäste vor Streiks sicher. Während die Manager in Berlin auf dem Podium saßen, nahm die GDL im Kampf um einheitliche Standards für alle 26.000 Lokführer der Branche mehrere Konkurrenten in die Zange. Bei einem 47-Stunden-Streik blieben Regionalzüge quer durch die Republik stehen.

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