Aus für Billig-Sprit am Montag?

ADAC beobachtet ein verändertes Preismuster an Tankstellen. Für die Autofahrer wird es unübersichtlicher.

Düsseldorf. Die Autos stehen in einer Schlange vor der Tankstelle — sie blockieren schon fast die Straße. Im kleinen Shop herrscht Ausnahmezustand. Wer sich nach der Tankfüllung an der Kasse auch noch einen Kaffee machen lässt, muss mit genervtem Stöhnen vom Hintermann rechnen. Das sind Szenen, wie sie sich an deutschen Tankstellen an manchem Montagmorgen abspielen, wenn der Benzinpreis gerade so richtig im Keller ist.

Doch dieses Phänomen könnte bald der Vergangenheit angehören, weil den Ölkonzernen der billige Sonntag und Montag ein Dorn im Auge ist. Denn: Für diese ist es ein Übel, dass sich der Autofahrer darauf eingestellt hat, an bestimmten Tagen für einige Cent unter dem Durchschnittspreis tanken zu können. Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbands der Tankstellenbetreiber (ZTG), sagt: „Wir haben Tankstellen, die machen 60 Prozent ihres Umsatzes am Montag. Das kann es nicht sein.“

Shell-Sprecherin Cornelia Wolber bestätigte: „Bei uns ist das Bild ein ähnliches.“ Das stört den Mineralölriesen: Viele Tankstellen seien an starken Sonntagen einfach leer gelaufen. Das habe immer wieder zu teuren Benzinlieferungen mit Ausnahmegenehmigungen geführt.

Dass es überhaupt zu den günstigen Tagen gekommen ist, ist laut Wolber Folge des regionalen Wettbewerbs. Nach dem Motto: „Wenn Tankstelle X günstiger wird, müssen wir nachziehen.“ So sei eine „negative Preisspirale“ entstanden. Zuletzt korrigierte man am Wochenende teils zweistellige Centbeträge nach unten, so Wolber.

In vielen Regionen ist nun aber seit November zu beobachten, dass die Tankstellen dieses Spielchen nicht mehr verlässlich spielen. Für Jürgen Ziegner, der mit dem ZTG viele mittelständische Betreiber vertritt, ist das ein Grund zur Freude: „Wenn jetzt Vernunft aufkommt in der Branche, wäre das eine Wohltat.“

Auch das Statement von Aral-Sprecher Detlef Brandenburg kündigt eine Wende an. Er erklärt: „Es gibt Veränderungen auf dem Markt.“ Der Autofahrer könne sich nicht auf „bereits bekannte Preisvorgänge“ verlassen.

So wird das Tanken für den Verbraucher preislich immer undurchsichtiger. Gab es bei Aral 1999 noch an 43 Tagen pro Jahr Preiserhöhungen, so waren es 2011 bereits 254 Tage, an denen der Sprit teurer wurde. Auch Brandenburg erklärt die Achterbahnfahrt der Preise mit dem Wettbewerb vor Ort.

Der ADAC verzeichnet mittlerweile krasse Preisschwankungen ohne erkennbares Muster — teilweise bis zu 14 Cent am Tag an der gleichen Tankstelle. Vielleicht sei das eine Strategie, so Sprecher Andreas Hölzel, den Autofahrer zu verwirren. Die Folge: „Der Verbraucher muss die Augen offen halten und kann sich nicht mehr auf Sonntag und Montag verlassen.“

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