Auktion: Jagd auf Funk-Frequenzen

In der nächsten Woche versteigert die Bundesnetzagentur ein großes Paket. Schnelles Internet für alle lautet die Devise.

Bonn/Mainz. Es ist ein wertvoller Rohstoff, der unter den Hammer kommt: Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur, will ab 12. April ein dickes Frequenzpaket unter den vier deutschen Handybetreibern versteigern.

Breitband für alle, lautet das Motto, das sich Kurth auf die Fahnen geschrieben hat. Das schnelle Internet, in einigen ländlichen Regionen Deutschlands noch ein Fremdwort, soll schon bald für jedermann verfügbar sein.

T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 Telefónica scharren bereits mit den Hufen. Denn es geht um ein Frequenzvolumen, das die Herzen der Mobilfunker höherschlagen lässt.

41 Frequenzblöcke hat Kurth im Gepäck, das ist mehr als die Betreiber derzeit nutzen. Selbst die spektakuläre UMTS-Versteigerung von vor zehn Jahren wird vom Frequenzumfang her in den Schatten gestellt. Für die vier Bieter geht es vor allem um die Eintrittskarte ins mobile Datengeschäft der Zukunft.

"Unverhoffte Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden", wie Ex-Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die gut 50 Milliarden Euro Erlöse aus der UMTS-Auktion einst bezeichnete - damit sollte sein Nach-Nachfolger Wolfgang Schäuble (CDU) diesmal besser nicht kalkulieren. Die Goldgräberstimmung ist längst verflogen. Experten erwarten Einnahmen allenfalls zwischen fünf und acht Milliarden Euro.

Wie die Unternehmen den Bietprozess gestalten und wie hoch sie die Preise treiben können, darüber herrscht Stillschweigen. Das gilt besonders für Spektren aus dem Bereich 800 Megahertz, die heiß begehrt sind. Sie sollen zuerst genutzt werden, so die Vorgaben der Netzagentur, um das schnelle Internet auf dem Land zügig auszubauen. Dieses Frequenzpaket wird als digitale Dividende bezeichnet, die durch die Umstellung des Rundfunks auf die Digitaltechnik frei geworden ist.

Der ökonomische Vorteil für die Mobilfunker liegt auf der Hand: Funkwellen aus diesem Bereich breiten sich besser aus als Frequenzen bei 1,8 oder 2,6 Gigahertz, die auch versteigert werden. Damit können die Firmen Kosten für die Netzinfrastruktur sparen. So sind weniger Funkmasten nötig, um Haushalte ins Netz zu bringen.

Mit stolzgeschwellter Brust steht Kurth da, wenn es um "seine Versteigerung" geht, wie es ihm ab und zu rausrutscht. Immerhin sei Deutschland das erste Land in Europa, das ein so großes Frequenzpaket versteigere. Im Jahr 2000 bei der UMTS-Auktion hatten die Briten die Nase vorn. Jetzt gebe Deutschland den Takt vor.

Dafür hat der 57-jährige Jurist heftig gestritten. Monatelang verhandelten Bund, Länder und Rundfunkanstalten über die Freigabe der Frequenzen aus der digitalen Dividende. Als er dann die Auktionsregeln angekündigte, hagelte es Klagen - unter anderem von den Mobilfunkbetreibern E-Plus und O2. Beide Unternehmen befürchten Nachteile, weil bei der digitalen Dividende voraussichtlich nur drei Firmen zum Zuge kommen werden. Rundfunkanstalten und Kabelnetzbetreiber klagen, weil sie mit Störungen von Endgeräten rechnen. Aber Kurth nimmt es gelassen: "Die Restrisiken sind nicht dramatisch."

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