Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt in NRW - Zahl der Langzeitarbeitslosen weiterhin hoch

Die Zahl der Arbeitslosen hat landesweit einen Tiefststand seit 1992 erreicht. Dennoch gibt es kaum Verbesserungen für Langzeitarbeitslose.

Düsseldorf. Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen entwickelt sich im dritten Jahr in Folge äußerst positiv: Zum Ende des Jahres erwartet die Arbeitsagentur NRW eine durchschnittliche Jahresarbeitslosigkeit von gut 702 000 Arbeitslosen — dies sind 23.000 Arbeitslose weniger als im Vorjahr, berichtet die Chefin der NRW-Regionaldirektion, Christiane Schönefeld. Aktuell sind in NRW 6,8 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

So erreichte die Arbeitslosenquote 2017 in NRW einen Tiefststand von 7,4 Prozent. „Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen lag durchgehend, Monat um Monat, auf dem niedrigsten Stand seit 1992“, bilanziert Schönefeld und gibt sich auch für das kommende Jahr optimistisch: „Wir erwarten, dass sich die Entwicklung fortsetzt und die Arbeitslosenzahl unter der 700 000er-Marke bleiben wird.“

Ein Positivtrend, der vor allem jungen Menschen angesichts der stärksten Arbeitskräftenachfrage seit den 1970er Jahren zugute kommt. So sank die Jugendarbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr auf ein Rekordtief. Im November registrierte die Bundesagentur mit rund 57.000 arbeitslosen jungen Menschen gar die niedrigste Zahl in der Jugendarbeitslosigkeit seit Beginn ihrer statistischen Erfassung Anfang der 90er Jahre.

„Gut ausgebildete junge Menschen haben derzeit gute Chancen am Arbeitsmarkt. Für uns ist das besonders erfreulich, da die Arbeitslosigkeit jüngerer Menschen seit vielen Jahren ein besonderer geschäftspolitischer Schwerpunkt der Agenturen für Arbeit ist“, freut sich Schönefeld.

Auch viele geflüchtete Menschen fanden Arbeit: Vor allem den guten Kontakten zum Handwerk und den zahlreichen ehrenamtlich engagierten Menschen sei es zu verdanken, dass rund 23 500 Flüchtlinge in NRW in diesem Jahr erfolgreich in Arbeit vermittelt werden konnten. Viele Geflüchtete legten dabei selbst großes Engagement an den Tag, um in ihrer neuen Heimat so gut wie möglich zurechtzukommen, lobt die Arbeitsmarktexpertin und appelliert an die Arbeitgeber, auch dieser Gruppe eine Chance zu geben. „Viele Menschen werden Anfang 2018 ihre Kurse beenden. Sie benötigen dann eine Chance, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewähren.“

Sorge bereitet Schönefeld dagegen weiterhin die Gruppe der Langzeitarbeitslosen, deren Zahl mit gut 294.000 weiterhin hoch liege. Im Vergleich zum Vorjahr sei hier nur ein Rückgang von knapp sechs Prozent zu verzeichnen, der überwiegend auf Arbeitsmarktprogramme zurückzuführen sei, berichtet Schönefeld weiter. Hier müsse es vor allem auf Arbeitgeberseite ein Umdenken geben.

„Wir brauchen bei den Arbeitgebern eine andere Sichtweise und die Bereitschaft, auch Menschen einzustellen, die vielleicht nicht auf den ersten Blick die erste Wahl für eine Stelle sind. NRW verschenkt da zu viele Potenziale“, so Schönefeld etwa im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel. In den kommenden fünf Jahren würden voraussichtlich 500.000 Arbeitnehmer in NRW aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Das Motto müsse deshalb lauten: „Heute die Leute finden, die wir morgen brauchen und nicht morgen suchen und keine finden.“

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