Audi steigt jetzt auch aufs Motorrad

Die deutsche VW-Tochter kauft den italienischen Nobelhersteller Ducati. Patriarch Piëch hat sich durchgesetzt.

Wolfsburg/Ingolstadt. Es ist seine Vision von Anfang an: Mit einem riesigen Autoreich will der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Konzern zur Nummer eins in der Welt machen. „Ich bin nicht gern Zweiter“, sagte der Enkel des legendären Autopioniers und Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche einmal in einem Interview.

Zu seinem 75. Geburtstag am Dienstag erfüllt sich nun ein ganz besonderer Wunsch: Am Mittwoch soll der Aufsichtsrat den Kauf des italienischen Motorradbauers Ducati durch die VW-Tochter Audi beschließen. Piëch liebt italienisches Design. Und Motorräder fehlen noch in der Produktpalette des Konzerns.

Die rote Ducati aus Norditalien gehört zu den legendären Marken in der Branche. Der Finanzinvestor Invest-Industrial hatte das Traditionsunternehmen 2005 übernommen, als es in einer Krise steckte. Inzwischen schreibt Ducati schwarze Zahlen. Die Marke gilt als „Perle“ der Branche und genießt einen hervorragenden Ruf.

Und doch ist der Nobelhersteller mit rund 1000 Mitarbeitern, der im Jahr rund 40 000 Stück verkauft und 2011 einen Umsatz von 480 Millionen Euro verbuchte, nach Medienberichten verschuldet. Der Markt verzeihe nichts und die globale Konkurrenz verschärfe die Schwäche des 1926 gegründeten Familienbetriebs. Es fehlten Innovationen, um der Konkurrenz standzuhalten.

Der Motorrad-Markt auf dem Kontinent hat sich zuletzt halbiert. Auch die Schuldenkrise verunsichert die Verbraucher — und Motorräder gelten wohl vielen Käufern als eher verzichtbare Anschaffungen. Viele Autobauer haben sich längst vom Zweirad verabschiedet. In Deutschland produziert derzeit BMW als einziger Autobauer Motorräder.

Doch VW schreckt das nicht, auch weil Ducati wohl Technik zu bieten hat, die auch für die Autoproduktion nützlich sein kann, etwa im Leichtbau oder bei Motoren.

Invest-Industrial will Ducati für bis zu einer Milliarde Euro verkaufen. Audi wolle 860 Millionen investieren, war in Branchenkreisen zu hören. Angesichts reichlich gefüllter Kassen im VW-Konzern kann die Premiumtochter von Europas größtem Autobauer den Deal locker stemmen. Und Geld für Innovationen wäre auch noch da.

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