Atom-Ausstiegspläne: Aktien der AKW-Betreiber im Keller

Berlin (dpa) - Die Atomausstiegs-Pläne der Bundesregierung haben am Montag die Aktien der AKW-Betreiber in den Keller getrieben. Dagegen setzten Papiere von Unternehmen aus der Branche der Erneuerbaren Energien zum Höhenflug an.

Nach dem Willen der Koalition sollen die Kernkraftwerke spätestens bis 2022 abgeschaltet werden. Die umstrittene Brennelementesteuer bleibt erhalten - eine Entscheidung, die die Aktien der Energieversorger belaste, urteilten Experten.

Die Titel von RWE rutschten am Nachmittag um 2,34 Prozent auf rund 40 Euro ab, gefolgt von Eon mit minus 2,65 Prozent auf etwa 19,50 Euro. Damit gehörten die beiden Energie-Aktien zu den Schlusslichtern im Leitindex Dax, der dagegen nur leicht verlor.

Aktien des Windkraftanlagenbauers Nordex hingegen schnellten um 13,74 Prozent auf rund 6,83 Euro hoch. Die Papiere des Solarzellenherstellers Q-Cells rückten um 9,38 Prozent auf rund 1,94 Euro vor. Sie hatten sich zuvor noch in einem Rekordtief befunden.

Die Atomkonzerne EnBW, RWE und Vattenfall reagierten am Montag zurückhaltend auf die Ankündigungen der Bundesregierung - schließlich kenne man noch keine Details, sagten Unternehmenssprecher. Es werde sorgfältig geprüft und anschließend bewertet. Eon wollte zunächst keine Stellungnahme abgeben.

RWE will sich juristische Schritte vorbehalten. Der Energieriese geht als einziger Energiekonzern in Deutschland bereits gegen das Atom-Moratorium vor, das die Bundesregierung nach der Atomkatastrophe von Japan verhängt hatte. Die anderen Versorger hatten sich dagegen entschieden, um die Debatte nicht zusätzlich zu verschärfen.

„Das, was wir hören, wirft unter anderem viele energiewirtschaftliche, technische und wirtschaftliche Fragen auf, die wir auf der jetzigen Basis nicht beantworten können“, teilte der Karlsruher Energiekonzern EnBW mit. Beim Betreiber Vattenfall hieß es, man nehme die Entscheidung „zur Kenntnis“, dass die Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel nicht wieder ans Netz gehen sollen.

Die Ökostromerzeuger erhoffen sich vom Atomausstieg einen kräftigen Schub. Besonders die Stadtwerke in ganz Deutschland würden nach dem Abschied von der Kernkraft voraussichtlich mehr in erneuerbare Energien investieren, erwartet das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien in Münster. Aber auch Deutschlands einziger Uranfabrik werden nach eigener Einschätzung nach einem deutschen Atomausstieg die Aufträge nicht ausgehen. Das von der Urenco-Gruppe verarbeitete Uran gehe zu 97 Prozent nicht nach Deutschland, sagte ein Unternehmenssprecher.

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