Athen in der tiefen Euro-Krise

Griechenland kämpft ums wirtschaftliche Überleben und prüft alle Optionen.

Berlin. Sie wollten ihr Treffen geheim halten, doch das klappte nicht: Die Vertreter der Euro-Zone suchen nach neuen Wegen aus der Schuldenkrise, besonders für den ersten Empfänger von Milliardenhilfen, das hochverschuldete Griechenland.

Zunächst einmal ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Euro-Land einen solchen unberechenbaren und steinigen Weg geht. Dann ist es auch rechtlich umstritten, ob der Austritt aus der Euro-Zone überhaupt möglich ist — unter Umständen müsste ein Land gleichzeitig die EU verlassen. Am schwierigsten aber dürfte sich die Umstellung in der Praxis erweisen, denn es gibt dafür praktisch keine brauchbaren Vorbilder. Finanzielles — oder sogar soziales — Chaos wäre programmiert. Allerdings: Völlig ausgeschlossen ist so ein Schritt nicht. Es gibt Politiker und Experten, die einen Bruch der Euro-Zone wirtschaftlich für sinnvoll halten.

Wenn ein Bäcker droht, pleite zu gehen, hat er mehrere Möglichkeiten: Er kann zum Beispiel seine Lieferanten bitten, für ein paar Monate einen niedrigeren Preis fürs Mehl zu verlangen. Oder er fragt seine Bank, ob er seinen Kredit später zurückzahlen darf. Ähnlich ist es auch bei einem Land, das vor dem Staatsbankrott steht. Bevor alles futsch ist, haben Gläubiger wie zum Beispiel Banken möglicherweise mehr davon, dass sie ihr Geld — die Staatsanleihen, die sie gekauft haben — erst später oder nur einen Teil davon zurückgezahlt bekommen oder dass sie bis dahin weniger Zinsen erhalten. Unter den Gläubigern sind auch eine Reihe deutscher Banken.

Es stimmt: Beteuerungen von Regierungen, „niemals“ Hilfen der EU in Anspruch nehmen zu wollen, sind nicht viel wert, wenn dann wenige Zeit später der offizielle Antrag eintrudelt. Der Grund für solche merkwürdigen Abläufe hat wohl mit den Finanzmärkten zu tun: Sie könnten überreagieren, wenn bestimmte Tatsachen zu früh kommuniziert werden. Um dies zu verhindern, gilt Schummeln auf offizieller Seite als das kleinere Übel.

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