Armin Laschet ist gegen eine Zerschlagung von Thyssenkrupp

Der Ministerpräsident von NRW, Armin Laschet, mischt sich als Vertreter der Krupp-Stiftung beim Ruhrkonzern ein. Aufsichtsratchef Lehner greift die Großaktionäre an.

Armin Laschet ist gegen eine Zerschlagung von Thyssenkrupp
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Düsseldorf. Armin Laschet schlüpft in die Rolle des Landesvaters. Der Ministerpräsident von NRW mischt sich mit einer klaren Haltung in die Führungskrise bei Thyssenkrupp ein. „Ich bin gegen eine Zerschlagung des Konzerns“, sagte der CDU-Politiker in Düsseldorf.

„Thyssenkrupp ist nicht irgendein Unternehmen, sondern ein Symbol für die Stärke und Ausdauer des Industriestandortes Nordrhein-Westfalen“, so Laschet. „Es geht hier auch um Zehntausende Arbeitsplätze.“ Er habe bei diesem Thema eine doppelte Funktion: als Ministerpräsident des Landes gehe es ihm darum, zwischen allen Beteiligten zu vermitteln. Er sei aber auch Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung, die mit 21 Prozent das größte Aktienpaket hält und deren Aufgabe es ist, die Wirtschaftlichkeit und Einheit des traditionsreichen Unternehmens zu erhalten.

Ausdrücklich lobte Laschet die Arbeitnehmervertreter, insbesondere den IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. Er habe bei den schwierigen Gesprächen in den vergangenen Monaten auf dem Weg zur Stahlfusion mit dem indischen Tata-Konzern eine „konstruktive und kompetente Haltung bewiesen“.

Gibt seine Zurückhaltung auf: Ministerpräsident Armin Laschet. Foto: dpa

Giesler sprach nach dem Austausch mit Laschet von einem „guten Tag für Thyssenkrupp und NRW“. Notwendig sei ein nachhaltiges industrielles Konzept. Da sei er mit dem Ministerpräsidenten ganz auf einer Linie. Immerhin gehe es um ein Unternehmen, das allein in NRW etwa 39 000 Beschäftigte zähle. Weltweit sind es knapp 160 000.

Greift Großaktionäre an: Aufsichtsratschef Ulrich Lehner. Foto: dpa

Wie groß die Irritationen an der Spitze von Thyssenkrupp sind, zeigt ein Interview von Aufsichtsratschef Ulrich Lehner mit der „Zeit“. „Wir sprechen nicht nur in der Hauptversammlung, sondern in vielen Treffen mit unseren Aktionären. Bedauerlicherweise beschreiten einige aber auch andere Wege, die teilweise schon als Psychoterror bezeichnet werden können“, sagte Lehner. Einige aktivistische Investoren seien dafür bekannt, dass jene Manager, die sie loswerden wollten, später in psychiatrische Behandlung gemusst hätten.

Offenkundig zielen Lehners Äußerungen sowohl auf den schwedischen Finanzinvestor Cevian, der nach eigenen Angaben rund 18 Prozent an Thyssenkrupp hält, als auch auf den US-Hedgefonds Elliott, der sich beim Ruhrkonzern mit knapp drei Prozent eingekauft hat. Cevian-Gründungspartner Lars Förberg sagte der „Zeit“: „In einem integrierten Verbund aus U-Booten, Stahlhandel und Aufzügen können wir, wie übrigens die meisten anderen Eigentümer, keinen industriellen Sinn erkennen.“

Cevian und Elliott hatten in jüngster Zeit immer wieder die Ablösung von Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger gefordert und eine Zerschlagung der Gruppe als einzig richtigen Weg bezeichnet. Offenbar wollte sich Hiesinger das nicht mehr anhören. Vor einer Woche warf er das Handtuch. Es wird vermutet, dass der Manager die Rückendeckung der Krupp-Stiftung vermisste. Deren Vorsitzende Ursula Gather hatte trotz aller Attacken gegen Hiesinger ein öffentliches Bekenntnis zu ihrem Vorstandsvorsitzenden und seiner Strategie vermissen lassen. Hiesinger genießt insbesondere in der Belegschaft hohes Ansehen, weil er im Zuge der Stahlfusion Thyssenkrupp/Tata weitreichende Standort- und Beschäftigungsgarantien ausgehandelt hatte.

Auf Nachfrage sagte Laschet, dass ihn der Rückzug Hiesingers sehr überrascht habe. Von Differenzen zwischen Gather und dem Konzernchef sei ihm nichts bekannt gewesen. Gather habe ihm gesagt, sie stehe hinter Hiesingers Strategie, den Konzern als Ganzes weiterzuentwickeln.

Diese Ansicht teilt auch Aufsichtsratschef Lehner. Er erteilt der Cevian-Forderung, das äußerst profitable Aufzug-Geschäft zu verkaufen, eine klare Absage. „Es bestehen keine Pläne, uns von unserem besten Geschäft zu trennen. Das widerspräche jeglicher Vernunft“, so Lehner.

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