Konjunkturschub Arbeitslosigkeit erstmals seit der Wende unter 2,4 Millionen

Nürnberg (dpa) - Der weiter kräftige Herbstaufschwung und die robuste deutsche Konjunktur haben die Arbeitslosigkeit im Oktober erstmals seit der deutschen Wiedervereinigung unter die 2,4-Millionen-Marke sinken lassen.

Konjunkturschub: Arbeitslosigkeit erstmals seit der Wende unter 2,4 Millionen
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Insgesamt waren in dem Monat 2,389 Millionen Männer und Frauen ohne Job, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag berichtete. Das waren 60 000 weniger als im September und 151 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent.

„Die Entwicklung im Oktober ist ausgezeichnet. Eine Arbeitslosigkeit unter 2,4 Millionen - das ist schon sehr bemerkenswert“, stellte Bundesagentur-Chef Detlef Scheele fest. Zwar sei der Rückgang in erster Linie dem ausgeprägten saisonal bedingten Herbstaufschwung geschuldet. Aber auch ohne diesen jahreszeitlichen Effekt wäre die Erwerbslosenzahl dank des anhaltenden Wirtschaftswachstums im Oktober um rund 11 000 (saisonbereinigte Arbeitslosenzahl) gesunken, machte Scheele deutlich.

Rechnet man allerdings noch jene Jobsucher hinzu, die derzeit Aus- und Fortbildungen absolvieren oder in Trainingsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs für den Berufsalltag fit gemacht werden sollen, lag die Zahl der Arbeitssuchenden rund eine Million höher - nämlich bei 3,367 Millionen, wie die Bundesagentur einräumt. Fachleute sprechen bei dieser Form der verdeckten Arbeitslosigkeit von der „Unterbeschäftigung“.

Was die weitere Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt angeht, ist Scheele dennoch optimistisch. Zwar rechnet er für 2018 mit einer spürbar steigenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge - und zwar um rund 60 000 nach einem Plus von gut 20 000 in den vergangenen zwölf Monaten. Da aber die Zahl einheimischer Arbeitsloser 2018 voraussichtlich um 120 000 sinke, werde die Arbeitslosenzahl trotz steigender Flüchtlingsarbeitslosigkeit unter dem Strich um rund
60 000 sinken, ist er überzeugt.

Ende Oktober waren nach BA-Angaben 182 000 Asylsuchende arbeitslos - mit leicht sinkender Tendenz. Der Grund: Inzwischen fänden mehr Flüchtlinge eine Arbeit, berichtet Scheele. Rechnet man allerdings noch jene Flüchtlinge hinzu, die derzeit noch Sprach-, Integrations- und Förderkurse absolvierten, lag die Zahl der arbeitssuchenden Flüchtlinge zuletzt bei insgesamt 416 000. 180 000 Asylsuchende hatten im August eine Arbeit - 68 000 mehr als vor einem Jahr.

Dass die deutsche Wirtschaft weiterhin einen großen Bedarf an Arbeitskräften hat, zeigt die aktuelle Beschäftigtenstatistik: Danach lag die Zahl der Erwerbstätigen nach Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes im September bei 44,65 Millionen - ein Plus von 41 000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 655 000 Erwerbstätige mehr. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wuchs laut Berechnungen der Bundesagentur von Juli auf August saisonbereinigt um 74 000. Damit hatten 32,40 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job - 746 000 mehr als ein Jahr zuvor.

Deutlich entspannter als noch vor ein paar Jahren präsentiert sich auch der deutsche Ausbildungsmarkt. Zumindest rein rechnerisch bestehe dort inzwischen ein Ausgleich zwischen Lehrstellenangebot und Lehrstellenachfrage, berichtete die Bundesagentur in ihrer ebenfalls am Donnerstag vorgelegten Ausbildungsmarktbilanz für 2016/2017. Bis Ende September hätten den 549 800 Lehrstellen (plus 2800) 547 000 Bewerber gegenübergestanden.

Regional gebe es allerdings große Unterschiede. Auch passten die Berufswünsche junger Menschen häufig nicht mit den angebotenen Berufsausbildungen überein, berichtete BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Manchmal passe auch die Qualifikation zum ersehnten Traumberuf nicht. Dadurch gab es Ende September 23 700 unversorgte Lehrstellenbewerber. Weitere 56 500 hätten sich zwar für einen Job oder eine weitere Schulausbildung entschieden, seien aber im Prinzip ebenfalls weiter auf Lehrstellensuche. Zu wenig Bewerber gibt es nach BA-Erkenntnissen in Bayern, Bayern-Württemberg und Thüringen.

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