Arbeitgeber-Präsident besorgt: Deutschland wird „Streikland“

Berlin/Passau (dpa) - Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer sieht den Ruf der deutschen Wirtschaft durch die vielen Streiks in Gefahr.

Vor allem in ehemaligen Staatsbetrieben oder früher öffentlich finanzierten Unternehmen wie der Post seien die Gewerkschaften oft gar nicht an einer raschen Lösung von Tarifkonflikten interessiert, sagte der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) der „Passauer Neuen Presse“: „In diesen Bereichen gibt es leider aufseiten der Gewerkschaften immer noch keine ausgeprägte Verhandlungskultur.“

Zum laufenden Post-Streik und zum inzwischen in die Schlichtung eingetretenen Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sagte er: „Es ist fatal, wenn die Zuverlässigkeit der deutschen Wirtschaft von unseren Kunden zukünftig schlechter bewertet wird. Deutschland wird plötzlich als Streikland wahrgenommen.“ Es gebe außerdem die Tendenz, dass Tarifverhandlungen instrumentalisiert werden, um andere Ziele als Lohnerhöhungen zu erreichen. Dies wird etwa der GDL in ihrer Abgrenzung zur größeren, konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft vorgeworfen.

Im Tarifstreit bei der Post hatte die Gewerkschaft Verdi am Dienstag angekündigt, den zum Wochenbeginn gestarteten regulären Streik stark auszuweiten. Post-Chef Frank Appel hatte in der „Bild“-Zeitung die Frage gestellt, ob Verdi mit den Streiks „vorrangig Eigeninteressen oder die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer“ verfolgt. Andrea Kocsis, Verdi-Verhandlungsführerin und Vize-Chefaufseherin des Bonner Konzerns, sagte der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“, der Ausstand werde fortgesetzt, solange sich das Unternehmen nicht bewege.

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