Anklage: Ex-IKB-Chef soll Anleger getäuscht haben

Mittelstandsbank: Stefan Ortseifen drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.

Düsseldorf. Er soll die desolate Lage der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB beschönigt und Anleger um viel Geld gebracht haben: Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen den Ex-Vorstandschef Stefan Ortseifen (58) Anklage wegen Börsenpreismanipulation und Untreue erhoben. Die IKB stand im Jahr 2007 vor der Pleite und wurde nur durch staatliche Milliarden gerettet. Im Fall einer Verurteilung drohen Ortseifen bis zu fünf Jahre Haft.

Ortseifen soll Ende Juli 2007 die Lage der Bank "bewusst irreführend zu positiv dargestellt" haben. Außerdem legen ihm die Ermittler zur Last, seine Dienstvilla auf Kosten der IKB aufwändig ausgebaut zu haben. Dadurch soll seinem Arbeitgeber ein Schaden von 120000 Euro entstanden sein. Wegen des Verdachts der Falschbilanzierung wird weiter ermittelt.

Aktionärsschützer begrüßten die Anklage. Für die Aktionäre der IKB sei das eine gute Nachricht, sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Damit hätten sie bessere Argumente für Schadenersatzansprüche. Die IKB habe bis dahin einen sehr guten Ruf genossen. "Sie galt als Witwen- und Waisenpapier", sagte der Sprecher. Die IKB selbst kommentierte die Anklage nicht. Man werde die Ermittlungen weiterhin in vollem Umfang unterstützen, sagte ein Banksprecher.

Zentraler Punkt der Anklage ist eine Pressemitteilung des IKB-Vorstandes vom 20.Juli 2007, in der von allenfalls einstelligen Millionenverlusten durch die Hypothekenkrise die Rede ist. "Der Angeschuldigte erreichte damit, dass Anleger wieder vermehrt IKB-Aktien ankauften und somit der Börsenkurs kurzzeitig gestützt wurde", erklärte die Staatsanwaltschaft. Nur eine Woche später habe die IKB aufgrund ihres Engagements im US-Hypothekenmarkt dann kurz vor der Insolvenz gestanden. Ab dem 30. Juli 2007 kam es daher zu erdrutschartigen Kursverlusten.

Die riskanten Anlagen in den US-Immobilienmarkt selbst sind nicht Teil der Anklage. Den beschuldigten Vorstandsmitgliedern sei zu Gute zu halten, dass sie damit jahrelang hohe Erträge erzielten und nicht von existenzbedrohenden Risiken für die Bank ausgingen.

Die IKB war die erste Bank in Deutschland, die im Jahr 2007 durch die Krise am US-Immobilienmarkt vor der Pleite stand. Der daraufhin entlassene Vorstand kassierte für das Geschäftsjahr 2007/2008 dennoch zusammen Gehälter von fast einer Million Euro. Allein der ehemalige Chef Ortseifen erhielt knapp 230000 Euro. dpa/alu

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