15 Millionen für den Arcandor-Chef

Karl-Gerhard Eick wird im Zuge der Insolvenzeröffnung am 1. September zurücktreten – goldener Handschlag inklusive.

Düsseldorf. Ende der Rettungsmission: Am 1.September wird das Insolvenzverfahren über Arcandor eröffnet. Für Konzernchef Karl-Gerhard Eick (55) bleibt wohl nur der Rücktritt - er hat seinen Auftrag zur Rettung des Gesamtkonzerns nicht erfüllen können. Alle Fäden laufen dann bei Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg (68) zusammen. Er will durch die Verwertung der einzelnen Sparten möglichst viele Stellen bei den Arcandor-Töchtern Karstadt und Primondo/Quelle retten. Doch die Voraussetzungen sind alles andere als rosig: "Wir haben mit der Lupe nach der Substanz in diesem Unternehmen gesucht, aber wir haben nichts Nennenswertes gefunden. In diesem Haus gibt es wirklich nichts, was nicht anderen Leuten gehört", sagte Görg unlängst.

Karl-Gerhard Eick, der nur knapp sechs Monate im Amt war, kann diese Aussage kalt lassen. Er wird dem Vernehmen nach am Dienstag offiziell zurücktreten - und ein goldener Handschlag mit 15 Millionen Euro ist ihm dabei sicher. Sein Fünf-Jahres-Vertrag über zwei Millionen Euro plus eine Million mögliche Boni jährlich ist nämlich komplett abgesichert - von den Gesellschaftern der inzwischen ebenfalls angeschlagenen Privatbank Sal. Oppenheim, die als Arcandor-Großaktionäre Eick als Retter engagiert hatten. Nach Informationen der Zeitung "Welt" haben die Gesellschafter zudem auch den von Eick geholten Vorständen Arnold Matschull (Einkauf) und Zvezdana Seeger (Verkauf von Konzernbestandteilen) eine begrenzte Absicherung für den Fall der Insolvenz gegeben.

Die Dachgesellschaft Arcandor wird nicht mehr gebraucht. Das künstliche Konstrukt, unter dem Karstadt, Quelle und die Reisetochter Thomas Cook vereint wurden, hatte nie so richtig funktioniert. Möglichst im Oktober soll klar sein, wie viele der 94 Mitarbeiter entlassen und wie viele zur Abwicklung der Insolvenz gebraucht werden.

Die Sparte soll im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens saniert werden. Dabei stehen tiefe Einschnitte an. Bis zu 19 der 126 Waren- und Sporthäuser sollen geschlossen werden. Insolvenzverwalter Görg gibt zu: "Diese Operation wird Schmerzen bereiten." Die Mitarbeiter sollen laut "NRZ" auf 20 Prozent ihres Gehalts verzichten. Auch die Vermieter der Immobilien sollen einen Beitrag zu Sanierung leisten. Der Düsseldorfer Karstadt-Konkurrent Metro, der Interesse an 60 der 90 Karstadt-Häuser bekundet hatte, ist bei dieser Lösung vorerst aus dem Rennen.

Der Aderlass wird in dieser Sparte am größten sein. Bei Primondo mit dem Flaggschiff Quelle soll bis Januar 2010 jede dritte der 10 500 Stellen in Deutschland wegfallen. Die defizitären 109 Quelle-Technik-Center werden geschlossen, die ersten fünf bereits Ende kommender Woche. Die Zahl der Quelle-Shops wird von 1450 auf 1000 reduziert. Insolvenzverwalter Görg hofft dennoch, Investoren für den Versandhandel zu finden. Konkurrent Otto hatte bereits Interesse an den Spezialversendern gezeigt.

Relativ unproblematisch ist die Situation für die Reisetochter. Thomas Cook (u.a. Neckermann) arbeitet eigenständig und ist nur indirekt von der Arcandor-Insolvenz betroffen. Die verpfändeten Anteile im Wert von rund einer Milliarde Euro sollen dem Vernehmen nach bereits in der kommenden Woche von den Banken an der Börse platziert werden. Arcandor hielt mehr als 50 Prozent der Anteile, hatte aber faktisch keine Verfügungsgewalt mehr darüber.

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