Politik will Visionen für den Sport entwickeln Sportvereine beklagen Hallenknappheit

Im Winter wollen viele Sportler in Hallen ausweichen. Dabei kommt es zu Engpässen. Das Sportkonzept soll Abhilfe schaffen.

Kleine Gruppen – wie hier der Kinderspielkreis – sollen künftig auf kleine Hallen ausweichen, um in den großen Hallen Platz für große Gruppen zu schaffen.

Kleine Gruppen – wie hier der Kinderspielkreis – sollen künftig auf kleine Hallen ausweichen, um in den großen Hallen Platz für große Gruppen zu schaffen.

Foto: falk janning, (faja)

Über mehrere Wochen wurde diskutiert, dann das Sportstättentwicklungskonzept im Sportausschuss vorgestellt. Seitdem wird zum Teil auch kontrovers diskutiert. Sportdezernent Frank Maatz, Ute Piegeler als Fachbereichsleiterin für Schule und Sport sowie Sportreferent Stephan Benninghoven erklären Hintergrund, Zielsetzung und die weitere Vorgehensweise des Konzepts.

Ausgangslage

Die Stadt Meerbusch hat vor einigen Jahren mit ihrem „Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK)“ gestartet. Darin werden Visionen für die Stadt entwickelt. So werden zum Beispiel neue Wohnbaugebiete ausgewiesen, um die Stadt vor allem für Familien attraktiv zu halten. Wer baut, braucht Infrastruktur. Heißt: Gibt es dort Läden, Kitas, Bahnanschlüsse oder – wie in diesem Fall – Sportmöglichkeiten? Mit dem Stuttgarter Institut für Kooperative Planung und Sportentwicklung (IKPS) und Wolfgang Schabert holte sich die Stadt einen externen Berater und entwickelte in den letzten Monaten das Sportstättenkonzept – als ein Mosaikstein im großen ISEK.

Zielgruppe

15 000 Meerbuscher sind in rund 50 Vereinen organisiert. Das heißt: Geschätzt genau so viele treiben Sport, ohne Mitglied in einem Verein zu sein. Beide Seiten wurden als Fundament für das Sportstättenkonzept befragt, aber nur die Vereinsvertreter haben auch an den Sitzungen und Workshops der Planungsgruppe teilgenommen. Die „privaten“ Hobbysportler sind gleichwohl erfasst und konnten ihre Wünsche deklarieren: bessere Laufwege zum Beispiel mit Beleuchtung, Rundlaufwege, Sportbewegungspark ähnlich den früheren Trimm-Dich-Pfaden, Radwege.

Planungsgruppe

Sie bestand aus 34 Teilnehmern und traf sich zwischen Juli und Oktober. Zwölf Vertreter aus Vereinen waren dabei, Schulen, Kita, Behinderten-, Senioren- und Gleichstellungsbeauftragte saßen mit am Tisch, Vertreter der sechs Fraktionen, die Vorsitzende des Sportausschusses sowie fünf Vertreter der Stadtverwaltung.

Hallensituation

Die Vereine klagen über zu wenig Trainingszeiten in den Hallen. Der Großteil der Hallen ist an Schulen gebunden, nur die Halle an der Forstenberg/Stettiner Straße und am Neusser Feldweg sind schul-ungebunden. Alle Hallenzeiten werden über den Stadt-Sport-Verband verteilt. Vor allem im Winter möchten die Vereine gerne mehr in Hallen trainieren und würden gerne in Lank an 79 Stunden, in Nierst an neun Stunden und in Osterath an 44 weiteren Stunden Sport treiben. Weil die meisten zwischen 16 und 20 Uhr trainieren wollen, könne es in dieser Premium-Zeit schon mal zu einem Engpass kommen, wissen die Experten im Rathaus. Aber generell würden Hallenzeiten „in ausreichendem Maß“ zur Verfügung stehen. Ute Piegeler: „Das gefühlte Defizit der Vereine lässt sich aus unserer Sicht mathematisch nicht belegen.“

Eine Lösung

Die Hallenbelegungszeiten zu optimieren. Genau das will die Stadt jetzt mit dem Stadt-Sport-Verband als Partner als Erstes umsetzen. Heißt: Trainiert eine kleine Gruppe in einer großen Halle, soll dieses Training „umgelegt“ werden, so dass eine andere, größere Gruppe die größere Halle nutzen kann. „Danach wollen wir dann wieder Bilanz ziehen“ so Benninghoven.

Eines der Probleme

Die Prioritäten-Liste. In der Planungsgruppe konnte jeder sagen, welches Projekt er für sinnvoll hält. Da hat zum Beispiel ein möglicher Kunstrasenplatz in Büderich so viele Punkte bekommen, dass er in der Liste ganz oben stand. Ob er darum auch gebaut wird, steht noch lange nicht fest.

Noch ein Problem

Viele Vereine haben Angst, dass jetzt für ein großes Projekt Geld ausgegeben wird, das dann später fehlen wird. Darum melden sich zum Beispiel der Stadt-Sport-Verband mit einem öffentlichen Brief an die Fraktionen. Der Stadt-Sport-Verband nimmt konkret Stellung zur Diskussion um den Kunstrasenplatz: „Soweit also die Herstellung eines weiteren Kunstrasenfeldes in Büderich bereits im Haushalt vorgesehen ist, sollte man diese Entscheidung überdenken, da wir das Ergebnis der Planungsgruppe keineswegs so verstehen, dass ein weiterer Kunstrasenplatz vorrangig benötigt wird.“ Dass ein solcher Kunstrasenplatz in Büderich grundsätzlich sinnvoll sei, werde auch vom Stadt-Sport-Verband nicht in Frage gestellt. Vielmehr gehe es nur um die Prioritäten, die Reihenfolge der Projekte der nächsten Jahre. „Wir vertreten in unserer Stellungnahme die Auffassung, dass es andere Projekt gibt, die vorzugswürdig sind“, so der Verband.

Zu dem Thema nehmen auch MHV und TuRa Stellung: „Diese derzeit von der Stadt propagierte Priorisierung eines Kunstrasenplatzes gibt das Ergebnis des Arbeitskreises in keiner Weise wieder. Sie verkehrt dieses eher ins Gegenteil. Sollte die Schaffung eines neuen Kunstrasenplatzes zum Beispiel zu einer Ausweitung des Fußballangebotes führen, so würde daraus eine Verschärfung des Mangels an Hallenkapazitäten im Winter resultieren, sofern es nicht gelingt, die Fußballer und Hockeyspieler im Winter zumindest teilweise aus den Hallen heraus zu bekommen.“

Reaktion

Maatz, Piegeler und Benninghoven beruhigen die Vereine: „Das Konzept ist kein Plan, sondern soll ausschließlich eine Leitlinie sein“. Zwar würden im Etat für 2019 erste Umsetzungen daraus deutlich, gleichwohl bleibe es den Ratsfraktionen überlassen, Akzente für den Sport in Meerbusch zu setzen.

Und jetzt?

Die Fraktionen beraten zurzeit, was sie vorschlagen wollen. Darüber tagt dann am 27. November erneut der Sportausschuss und wird erste Anträge verabschieden. Darunter kann theoretisch der Kunstrasenplatz für Büderich sein, aber auch eine Kaltsporthalle. Maatz. „Es muss aber nicht alles für das nächste Jahr beantragt werden, wir müssen ja auch unsere Finanzen im Blick behalten.“ Das Sportstättenkonzept sei durchaus auf die nächsten Jahre ausgerichtet.

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