Videos von der Ausstellung Ein virtueller Gang durch die Villa Erckens

Grevenbroich. · Die Ausstellungen des Museums können künftig auf dem Smartphone verfolgt werden.

Die Villa Erckens ist wegen der Corona-Pandemie seit vier Wochen geschlossen. Dortige Ausstellungen wie die „Werbewelten“, die einen (Reklame-)Blick auf die heimische Wirtschaft anno dazumal wirft, sind verwaist. Kaum jemand hat sie gesehen. Um den Grevenbroichern dennoch einen Einblick zu geben, hat das Museums-Team um Thomas Wolff etwas Neues entwickelt: Nach und nach werden nun virtuelle Rundgänge durch das historische Haus im Stadtpark angeboten. Den Anfang macht ein kurzweiliges Video, das sich mit der Geschichte der Firma Grönland beschäftigt.

Die Gemüse- und Obstkonservenfabrik zählte zu den Vorreitern für Tiefkühlkost und lieferte in ganz Deutschland aus. 1942 ausgebombt, zog das Unternehmen von Düsseldorf auf das Areal der ehemaligen Elsener Zuckerfabrik. Der Standort hatte einen großen Vorteil, denn Höfe, die Grönland mit Gemüse versorgen konnten, gab es reichlich im Umfeld.

Schon kurze Zeit nach der Umsiedlung gesellten sich zu den Konserven die Tiefkühlprodukte, die insbesondere in den 50er Jahren mit dem Siegeszug des Gefrierschranks reißenden Absatz fanden. Nach mehreren Übernahmen und Umbenennungen kam 1978 das Aus für das Unternehmen. Nach dem Abriss der alten Hallen wurden Häuser auf dem ehemaligen Firmengelände errichtet, es entstand das Grönland-Gebiet.

Michael Godenau, Verwaltungsleiter der Volkshochschule (VHS), hat mit Hilfe von Ausstellungsstücken und historischen Fotografien des Wevelinghovener Sammlers Jürgen Larisch ein gelungenes Video zur Geschichte der Gemüse- und Obstkonservenfabrik gedreht. „Der Clip ist der erste von vielen, die in nächster Zeit folgen werden“, kündigt Museumsleiter Thomas Wolff an. Damit soll Interessierten trotz der geschlossenen Villa Erckens ein Einblick in die aktuelle Ausstellung gegeben werden. Die Videos können per Facebook oder VHS-Cloud direkt auf Smartphone, Tablet oder PC gestreamt werden.

Die Sonderschau „Werbewelten“ zeigt zahlreiche Objekte und Bilder aus der heimischen Wirtschaft. Mit Zeitungsannoncen, Werbeheften, Sammelalben und Aufklebern geht es zurück in die Anfänge der modernen Konsumgesellschaft. Michael Godenau wird sich mit seiner Kamera nun Schritt für Schritt den wichtigsten lokalhistorischen Themen der Ausstellung widmen; auch Thomas Wolff übernimmt in den Clips einen Part, er wird für den fachlichen Kommentar der Bilder sorgen. Das Thema für den nächsten Kurzfilm, den beide produzieren, steht bereits fest: Buckau-Wolf.

Film-Ausflug in die
Dampfbrauerei Schnitzler

 Seife und andere Produkte der Firma Speick wurden so beworben.

Seife und andere Produkte der Firma Speick wurden so beworben.

Foto: Wiljo Piel

Die Maschinenfabrik – deren Ursprünge auf die Münzprägeanstalt des Grevenbroichers Diedrich Uhlhorn zurückgehen – gehörte zu den großen Playern der Stadt. In den 1960er Jahren beschäftigte das Unternehmen mehr als 2000 Mitarbeiter auf dem Areal zwischen Montanus-, Linden- und Nordstraße. Buckau-Wolf produzierte Brikett-, Rüben- und Rohrzuckerfabriken, Hochleistungsdampfkessel und Schaufelradbagger für Tagebaue. „Wir haben noch recht viel Material aus der Firmengeschichte“, sagt Thomas Wolff.

Virtuell wird es künftig noch viel mehr zu entdecken geben. So wird etwa ein Film-Ausflug in die ehemalige Dampfbrauerei Schnitzler geplant, die 1885 ihre Produktion aufnahm und 1923 geschlossen wurde. Noch heute befinden sich – etwa acht Meter unter dem Schnitzlerplatz – die ehemaligen Bierkeller des Unternehmens. „Mit unseren Videos wollen wir denjenigen, die jetzt nicht kommen können, dennoch einen Einblick in unsere Ausstellungen geben“, sagt Thomas Wolff. „Und natürlich möchten wir uns gleichzeitig in Erinnerung rufen.“ Denn irgendwann wird wieder einmal Normalität einkehren, in dem historischen Haus im Stadtpark. Wann das sein wird, ist allerdings ungewiss.

 Dieses Werbefoto aus dem Museum stammt von Raiffeisen.

Dieses Werbefoto aus dem Museum stammt von Raiffeisen.

Foto: Wiljo Piel

Videos sollen die Wartezeit
etwas verkürzen

Die Videos werden über entsprechende Kanäle auf Facebook oder per VHS-Cloud zur Verfugüng gestellt. So können die Clips aus dem Museum direkt und leicht auf dem eigenen Smartphone, Tablet oder PC gestreamt werden. Die Video-Clips soll den Freunden es Museums die Wartezeit etwas verkürzen. Darüber hinaus haben sie einen weiteren Aspekt: Auf diese Art und Weise wird auch so etwas wie ein digitaler Nachlass geschaffen.

 Ein Einblick in den Betrieb: Die Werbung aus einer Maschinenfabrik in Grevenbroich stammt aus alten Zeiten.

Ein Einblick in den Betrieb: Die Werbung aus einer Maschinenfabrik in Grevenbroich stammt aus alten Zeiten.

Foto: Wiljo Piel
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