Uni bald unter Denkmalschutz?

zu: Bergische Universität

 Die Bergische Universität Wuppertal wurde kürzlich vom Vice Magazin mit dem zweifelhaften Titel der hässlichsten Universität in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. 

Die Bergische Universität Wuppertal wurde kürzlich vom Vice Magazin mit dem zweifelhaften Titel der hässlichsten Universität in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. 

Foto: Bergische Universität Wuppertal/Christian Reimann

Zum Beitrag über die Architektur der Bergischen Universität und der provokanten Frage, ob es die „hässlichste Universität Deutschlands“ sei, juckt es mich als ehemaligen Pressesprecher und bekennenden Elberfelder in den Fingern.

Das Land NRW wollte Anfang der 1970er Jahre in kürzester Zeit viele Studienplätze schaffen. Daher wurden 1972 gleich fünf Hochschulen auf einmal gegründet. Sie hatten alle dieselbe Architektur, die Fertigteile wurden „von der Stange“ produziert – ein Riesen-Fertighaus also. Das Aachener Klinikum ist in ähnlich brutaler Architektur errichtet. Ein Wuppertaler Stadtplaner sprach damals von „Westwall-Architektur“, eine üble Anspielung auf den Kriegs-Wall der Nazis in der Normandie.

Die Bauzeit war denkbar kurz: Baubeginn im November 1971, Schlüsselübergabe 1974. „Schreinerswiesen“, wo für den Bau über 10 000 Bäume gefällt werden mussten und wo wir als Kinder Schlitten gefahren sind, war zum Campus geworden. Die schrittweise Begrünung ließ im Laufe der Jahre das Beton-Ungetüm immer weniger wuchtig erscheinen. Der Standort sollte citynah sein und die Alternativen Lichtscheid und Hardt waren verworfen worden, ebenso die von dem Architekten Heinz Kisler vorgeschlagene Überbauung der Steinbeck.

Aus heutiger Sicht mag man weiterhin über die Ästhetik unterschiedlicher Meinung sein. Große Betonbauten werden immer kontrovers betrachtet, ob es die Elbphilharmonie oder der BER ist. Für den Sparkassenturm wurde das Thalia-Theater geopfert, für den Ausbau der B7 in Oberbarmen der Odin-Palast. Die Elberfelder Nordstadt sollte flächensaniert werden, stattdessen wurden – ein harter Reflex! – fast 4000 Häuser unter Denkmalschutz gestellt. „Schade, dass Beton nicht brennt“, war seinerzeit ein Aufschrei gegen die Technokraten. Ich bin sicher, in einigen Jahren wird der Baukomplex der Bergischen Universität unter Denkmalschutz gestellt. Gott sei dank, dass Beton nicht brennt.

Michael Kroemer, per E-Mail an die Redaktion

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