Zöllner: Ergebnisse kein Grund zum Zurücklehnen

Berlin (dpa) - Die Ergebnisse der jüngsten internationalen Pisa-Bildungsstudie lassen Deutschland ein wenig aufatmen. Ein Grund zum Zurücklehnen seien sie aber nicht, betont Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD).

Ihm macht vor allem Sorge, dass Schulerfolg weiterhin viel mit der Herkunft von Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Migranten sowie Kinder aus bildungsfernen und sozial schwachen Elternhäusern schneiden beim Pisa-Test deutlich schlechter ab.

Wie bewerten Sie die Pisa-Ergebnisse für Deutschland?

Zöllner: Das sind erst einmal erfreuliche Ergebnisse, eine kontinuierliche Verbesserung. Die Anstrengungen insbesondere in den Bereichen Ganztagsschulen und Qualitätssicherung zeigen Wirkung. In Mathematik und Naturwissenschaften ist offensichtlich der Fachunterricht besser geworden. Das ist ein entscheidender Verdienst der Lehrerinnen und Lehrer. Die nicht so guten Ergebnisse beim Leseverständnis bedeuten, dass noch mehr Energie in die vorschulischen Bildungsprogramme gesteckt werden muss.

Migranten und Kinder aus sozial schwachen Familien schneiden bei Pisa weiterhin schlechter ab. Was macht Berlin, um da gegenzusteuern?

Zöllner: Das Problem sehe ich in Deutschland immer noch prinzipiell unterschätzt. Berlins Anstrengungen im Kita-Bereich sind aber bundesweit Spitze. An Kitas mit vielen Kindern ohne Deutsch als Muttersprache gibt es zusätzliche Erzieherstellen. Kein anderes Bundesland hat so viele Grundschulen mit Ganztagsbetreuung wie Berlin. Wenn es hier an Schulen viele Schüler mit nicht-deutscher Herkunftssprache und Lernmittelbefreiung gibt, gibt es dort mehr Unterrichtsstunden. An den neuen Sekundarschulen sind das bis zu 60 Prozent mehr Lehrerwochenstunden. Bis sich das auf Pisa auswirkt, vergehen aber mindestens noch drei bis vier Jahre.

In anderen Ländern wie Kanada, Finnland und einigen asiatischen Staaten sind die Schüler beim Pisa-Test Deutschland um ein bis zwei Jahre voraus. Woran liegt das?

Zöllner: Das liegt sicher auch an einer anderen Lernkultur. Diese Länder haben auch eine andere Testkultur. Der Unterricht ist vielmehr auf zentrale Tests ausgerichtet.

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