Hintergrund Wichtige Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Bonn

Bonn (dpa) - Die Weltklimakonferenz in Bonn hat einige Schritte zur Umsetzung des Klimaabkommens von Paris gemacht. Neben den direkten Verhandlungen wurden auch freiwillige Aktionen auf den Weg gebracht.

Hintergrund: Wichtige Ergebnisse der Weltklimakonferenz in Bonn
Foto: dpa

REGELBUCH zum Klimaabkommen von Paris: Die Konferenz hat Vorschläge der Länder darüber festgehalten, wie man etwa die Reduktion von Treibhausgasen messen und vergleichbar machen kann. Heraus kam eine Sammlung von Mega-Papieren. Daraus soll im kommenden Jahr ein praktikables Regelbuch zum Klimaabkommen von Paris entstehen, damit die Anstrengungen aller Länder mit einheitlichem Maßstab gemessen werden können. Allein der Textentwurf zur Reduktion der Treibhausgase umfasst jedoch 180 Seiten. Das Regelbuch soll bei der kommenden Klimakonferenz im polnischen Kattowitz verabschiedet werden.

VERLUSTE UND SCHÄDEN: Insbesondere die Entwicklungsländer forderten, dass die Schäden durch den Klimawandel anerkannt werden und das Thema auf einer höheren Verhandlungsebene angesiedelt wird als bislang. In Bonn wurde jedoch nur ein weiterer Arbeitsplan für diesen sogenannten Warschau Mechanismus auf den Weg gebracht. Bei einer Zwischenverhandlung im Mai 2018 soll es einen „Expertendialog“ geben. Bislang gibt es im Rahmen des Paris Abkommens zwar Finanzinstrumente für Anpassung und Klimaschutz in ärmeren Ländern, nicht aber Zahlungsverpflichtungen für die Schäden durch den Klimawandel oder den Verlust der Heimat.

FINANZEN: Für das Fortbestehen des Fonds zur Anpassung der ärmeren Staaten an den Klimawandel wurden in Bonn wichtige Grundlagen gelegt. Er war zuvor im Kyoto-Protokoll verankert. In Bonn wurden nun erste Schritte beschlossen, ihn in das Pariser Klimaabkommen zu übernehmen.

TALANOA-DIALOG: In Bonn wurde ein neues Forum gestartet, um die Klimaschutzziele der Länder zu erhöhen. Das Wort Talanoa stammt aus Fidschi und ist eine Versammlung, bei der jeder gehört wird, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Die Präsidentschaft teilen sich der Inselstaat Fidschi und das Kohleland Polen.

VERPFLICHTUNGEN BIS 2020: Das Klimaprotokoll von Paris gilt erst ab 2020. Doch die Zeit drängt. Daher sollen die Industrieländer nun bereits bei den Folgekonferenzen 2018 und 2019 belegen, wie weit sie bei der Erfüllung ihrer Klimaschutzaktivitäten und Finanzzusagen gekommen sind. Das gilt insbesondere für das Versprechen, die Klimahilfen bis 2020 auf jährlich 100 Milliarden Dollar (rund 85 Mrd Euro) zu erhöhen.

FRAUENFÖRDERUNG: Die Rolle der Frauen soll beim Klimaschutz stärker berücksichtigt werden. Der Gender-Aktionsplan sieht etwa vor, dass im Klimasekretariat, in Delegationen und bei Klima-Projekten mehr Frauen mitarbeiten sollen oder auch geschult werden.

INDIGENE VÖLKER: Sie sollen künftig stärker in die Verhandlungen mit einbezogen werden. Dieser Punkt sei gar nicht so einfach gewesen, weil der Prozess nur auf Staaten ausgelegt sei, sagte der Abteilungsleiter Klima im Bundesumweltministerium, Karsten Sach.

FREIWILLIGE Aktionen neben den Verhandlungen:

KLIMARISIKOVERSICHERUNG: Am Rand der Konferenz startete ein breites Bündnis für eine Art Versicherung gegen Klimaschäden. Die globale Partnerschaft unter anderem aus der Weltbank, Deutschland und besonders vom Klimawandel betroffenen Staaten soll ärmeren Menschen bei Unwetterkatastrophen schnell helfen. Damit sollen bis 2020 zusätzlich 400 Millionen Menschen gegen Klimarisiken versichert werden. Die Versicherung baut auf der 2015 beim G7-Gipfel gegründeten „InsuResilience Initiative“ auf. Deutschland sagte rund 110 Millionen Euro zu. Zuvor umfasste die Initiative schon 550 Millionen Dollar (467 Mio Euro).

Es handelt sich im Wesentlichen eine staatliche Versicherung, in die ärmere Länder selbst etwas einzahlen, die aber von den reichen Ländern ebenfalls Geld erhält. Es wurden auch Versicherungslösungen auf dem Weg gebracht, in denen sich einzelne Menschen versichern können. Die Einzahlung wird etwas billiger, weil reiche Staaten sie subventionieren.

PAKT ZUM KOHLEAUSSTIEG: 23 Länder und Provinzen schlossen sich zu einer internationalen Allianz für den Kohleausstieg zusammen. Die Regierungen legen sich in ihrer Erklärung auf eine Abkehr von der traditionellen Kohle-Energie fest. Einzeln hatten sie das zum Teil in der Vergangenheit schon angekündigt. Die britische Regierung erklärte etwa, bis 2025 alle Kohlekraftwerke abschalten zu wollen. Der „Powering Past Coal Alliance“ gehört auch Frankreich an, das ohnehin nur sehr wenig Kohlestrom nutzt. Zudem gab es eine Initiative aus mehreren Staaten zur Förderung von Biotreibstoffen. KOMMUNALE REGIERUNGEN FÜR NACHHALTIGKEIT: Diese Initiative veranstaltete in Bonn einen großes Treffen. Dort machten Städte und Regionen aus aller Welt deutlich, dass sie sich als Treiber des Klimaschutzes verstehen, während nationale Regierungen in ihren Augen häufig hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort