US-Republikaner stärken skandalumwitterter Vize-Kandidatin demonstrativ den Rücken

St. Paul. Nach den Enthüllungen über die US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin haben die Republikaner der Gouverneurin von Alaska demonstrativ den Rücken gestärkt. US-Präsident George W. Bush sagte in einer am Dienstagabend (Ortszeit) übertragenen Videoansprache am zweiten Tag des Parteitags der Republikaner, gemeinsam mit Palin werde John McCain die Wähler überzeugen.

Ex-Präsidentschaftskandidat Fred Thompson sagte, Palin bringe "frische Luft" in die US-Politik. Auch der frühere demokratische Vizepräsidentschaftskandidat Joe Lieberman warb in einer bejubelten Rede für das Duo aus McCain und Palin und kritisierte Barack Obama.

Die Delegierten bedachten praktisch jede Nennung des Namens Palin mit Jubel. First Lady Laura Bush, die aus dem Weißen Haus übertragene Rede ihres Mannes bei einem Auftritt in St. Paul ankündigte, sagte, sie sei "stolz, dass die erste Frau im Amt des Vizepräsidenten eine Republikanerin" sei. Thompson sagte, Palin "regiert als Gouverneurin tatsächlich einen Staat, statt nur in den Sonntagstalkshows draufloszureden". Obama sei der am weitesten links stehende und unerfahrenste Kandidat, der sich jemals um den Einzug ins Weiße Haus bemüht hatte.

Das Weiße Haus hatte zuvor Medienberichte über Palins Familie kritisiert und erklärt, die Schwangerschaft der Tochter sei eine "private Familienangelegenheit". Auch McCain nahm seine Vize-Kandidatin in Schutz. Er sei "sehr, sehr stolz" auf Palin, sagte er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio. Die 44-Jährige sollte am Mittwoch auf dem Wahlparteitag der Republikaner auftreten. Die prominente McCain-Unterstützerin Carly Fiorina sprach von einer "sexistischen" Kampagne gegen Palin.

Palin, die vor allem Anhänger im religiös-konservativen Lager hat, hatte am Montag die Schwangerschaft ihrer unverheirateten minderjährigen Tochter bekannt gegeben. Daneben war bekanntgeworden, dass Palin einen Anwalt engagierte, der sie gegen Vorwürfe des Amtsmissbrauchs verteidigen soll.
In seiner Videoansprache warb Bush für seinen einstigen parteiinternen Konkurrenten McCain. Er verwies auf die Lebensgeschichte des langjährigen Kriegsgefangenen in Vietnam, die diesen darauf vorbereitet habe, "diese Nation zu führen". "Wir brauchen einen Kandidaten, der die Lektionen des 11. September verstanden hat", sagte Bush. "Um Amerika zu schützen, müssen wir in der Offensive bleiben und Angriffe stoppen, bevor sie passieren, anstatt darauf zu warten, wieder getroffen zu werden."

"John McCains Leben ist eine Geschichte des Dienstes, der über das eigene Interesse geht", sagte Bush. "John ist ein unabhängiger Mann, der für sich selbst denkt." Bush hatte ursprünglich am Montag selbst auf dem Parteitag auftreten sollen, sagte seine Rede aber wegen des Hurrikans "Gustav" ab und informierte sich über die Rettungsmaßnahmen.

Der unabhängige Senator Lieberman löste mit seiner Rede für seinen "Freund" McCain Begeisterung unter den Delegierten aus. "Ich bin hier, um John McCain zu unterstützen - weil das Land wichtiger ist als die Partei", sagte er. McCain sei "die beste Wahl, unser Land zusammenzubringen und in die Zukunft zu führen". "Als andere geschlagen das Schlachtfeld verlassen wollten, als Barack Obama gegen die Finanzierung für unsere Truppen im Feld gestimmt hatte, bewies John McCain den Mut, sich gegen die Woge der öffentlichen Meinung zu stellen", sagte Lieberman, der im Streit um den Irak-Krieg mit seiner Partei gebrochen hatte, aber der demokratischen Mehrheit im Senat angehört.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort