Nachwuchs verärgert : Trotz des Streits um GroKo: Juso-Applaus für Schulz
Saarbrücken (dpa/lrs) - Der Nachwuchs war verärgert. Im einstigen E-Werk von Saarbrücken hatten sich 297 Delegierte des Bundeskongresses der Jungsozialisten versammelt - und es herrschte Hochspannung.
Eigentlich hatten die Junggenossen den SPD-Vorsitzenden Martin Schulz begeistert feiern wollen. Schließlich hatte Schulz nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen einer neuen großen Koalition eine klare Absage erteilt, ein zweites Mal schon. Aber nun, fünf Tage danach, sah plötzlich alles anders aus: Viele Jusos erfuhren erst nach der Ankunft an der Saar, dass die SPD nun wieder zu Gesprächen mit der Union bereit war.
Als Schulz am Abend, verspätet und hustend, vor die Jusos trat, wusste er, was ihn erwartete. Die Parteijugendlichen - immerhin die Vertretung von 76 000 SPD-Mitgliedern unter 35 Jahren - hatten sich in zahlreichen Reden gegen die große Koalition positioniert. Unisono wiederholten sie ihr Credo, die Partei müsse sich in der Opposition inhaltlich und personell erneuern. Schulz zeigte sich demütig und zerknirscht, was das historisch schlechteste Wahlergebnis angeht, das die Sozialdemokraten im September mi9t 20,5 Prozent einfuhren: „Ich habe das Wahlergebnis zu verantworten und zu vertreten.“ Zugleich hatte er aber zwei wesentlichen Botschaften mitgebracht.
Erstens sei es noch zu früh, die große Koalition abzulehnen: Zunächst einmal müsse er ja am Donnerstag die Gespräche mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel und mit CSU-Chef Horst Seehofer führen. Und dann müsse man in aller Ruhe nachdenken. Zweitens kreiste Schulz in seiner Rede immer wieder um die Frage, ob man nur die Änderung von Zuständen fordern darf - oder ob man nicht die Chance zu Veränderungen nutzen müsse, wenn sie sich einem böten. Letztlich laufe alles auf die Frage hinaus: „Machen wir es auch, wenn wir die Machtmittel dazu bekommen oder machen wir es nicht?“ Da wurde es still im E-Werk, mancher Delegierte fand das dann doch zu pragmatisch.