Hintergrund : Streitpunkte und Schnittmengen zwischen Union und SPD
Berlin (dpa) - Union und SPD beginnen bei ihren Sondierungen an diesem Montag mit der Detailarbeit. Neben Verbindendem gibt es auch viel Trennendes. Ein Überblick:
MIGRATION: Hier dominieren Differenzen. Der Familiennachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Schutzstatus soll laut CDU/CSU ausgesetzt bleiben - die SPD will ihn wieder ermöglichen. Die Union will zudem ihren internen Kompromiss in die Sondierungen einbringen, nach dem es nicht mehr als 200 000 Flüchtlinge pro Jahr geben soll. Die CSU im Bundestag pocht vor einer am Donnerstag beginnenden Klausur zudem auf die Kürzung von Leistungen für Asylbewerber. Beides dürfte in der SPD auf Widerstand stoßen. Gegen Personalmangel auf dem Arbeitsmarkt will die Union ein Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz, die SPD will systematisch gesteuerte Zuwanderung per Gesetz.
STEUERN UND HAUSHALT: Beim Geld hört die Freundschaft bekanntlich schnell auf. Die CSU im Bundestag will etwa den Wehretat stark erhöhen, die SPD stemmt sich dagegen - und pocht auf mehr Geld für Bildung, Familien und Infrastruktur. Die Union will die Bürger bei der Steuer generell entlasten, die SPD die Klein- und Mittel-Verdiener. Die Union will die Einkommensteuer um 15 Milliarden Euro senken und den Solidaritätszuschlag für alle ab 2020 abschaffen. Die SPD will den Zuschlag für die unteren und mittleren Einkommen abschaffen und so Entlastungen um 10 Milliarden Euro schaffen. Um weitere 2 Milliarden sollen Arbeitnehmer bei der Einkommenssteuer entlastet werden. Dafür sollen Erben und Reiche stärker zur Kasse gebeten werden, der Spitzensteuersatz soll steigen. Den Solidarzuschlag will die SPD abschmelzen.
KRANKENVERSICHERUNG: Auch hier dürfte es Streit geben. Die SPD will eine Bürgerversicherung - Privatversicherte sollen sich gesetzlich versichern lassen können; jeder Neuversicherte soll automatisch in die Bürgerversicherung eintreten. Die Union lehnt diese Schritte gegen die Trennung von gesetzlicher und privater Versicherung ab. Kompromisse könnte es eher bei der Parität geben: Arbeitgeber und Arbeitnehmer könnten sich die Gesundheitskosten wieder zu gleichen Teilen teilen müssen, heute zahlen die Arbeitnehmer einen Teil über die Zusatzbeiträge alleine.