Kurzporträts : Sieben aus 700: Die Kandidaten für das Bundestagspräsidium
Berlin (dpa) - Mit 709 Abgeordneten ist der neue Bundestag größer, als in allen Legislaturperioden zuvor seit 1949. Seit den 50er Jahren gab es auch nicht mehr so viele Fraktionen wie diesmal, nämlich sechs.
Ein siebenköpfiges Bundestagspräsidium soll in den kommenden vier Jahren dafür sorgen, dass die Auseinandersetzungen zwischen ihnen nicht aus dem Ruder laufen. Doch schon bei der Wahl des Spitzengremiums in der konstituierenden Sitzung an diesem Dienstag könnte der politische Streit eskalieren, weil viele Abgeordnete anderer Fraktionen den AfD-Kandidaten nicht wie üblich mitwählen wollen.
Hier die sieben Politiker, die von ihren Fraktionen für das Amt des Bundestagspräsidenten und die sechs Stellvertreterposten nominiert wurden:
Wolfgang Schäuble, 75, CDU: Der bisherige Finanzminister soll Norbert Lammert als Bundestagspräsident nachfolgen. Schäuble sitzt seit 1972 im Bundestag und ist dienstältester Abgeordneter. Er gilt als leidenschaftlicher Parlamentarier. Der Jurist, der seit dem Attentat eines geistig verwirrten Mannes im Oktober 1990 im Rollstuhl sitzt, genießt nach der Finanz- und Euro-Staatsschuldenkrise das Vertrauen vieler Deutscher und glänzt seit 2014 mit einem ausgeglichenen Haushalt. Den konfliktträchtigen Umbau der Euro-Zone muss Schäuble nun anderen überlassen.
Hans-Peter Friedrich, 60, CSU: Der Oberfranke war bislang Fraktionsvize der Union. Dem Parlament gehört der Jurist seit 1998 an, CSU-Mitglied ist er seit 1974. Zwischen 2011 und 2014 gehörte er drei Jahre lang zwei verschiedenen Bundesregierungen an - zuerst als Innen- und dann als Landwirtschaftsminister. Im Februar 2014 trat er im Zuge der Edathy-Affäre zurück. Er hatte als Innenminister geheime Information zu den Kinderpornografie-Ermittlungen gegen den SPD-Politiker Sebastian Edathy an den damaligen SPD-Chef Sigmar Gabriel weitergegeben. Das kostete Friedrich wenige Monate später in seiner neuen Funktion als Agrarminister den Job.
Thomas Oppermann, 63, SPD: Seit vielen Jahren gehört er zur Führungsriege der SPD. Vier Jahre war Oppermann Fraktionschef im Bundestag, davor parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer. Nach dem Wahldebakel der Sozialdemokraten musste Oppermann an der Spitze der Fraktion Platz machen für eine Frau: Andrea Nahles. Dafür hat er nun den Posten als Bundestagsvize bekommen. Oppermann ist eloquent, erfahren und mit dem Parlamentsbetrieb bestens vertraut. 15 Jahre saß er in Niedersachsen im Landtag, seit 2005 hat er ein Mandat im Bundestag. Eigentlich wäre der Vater von vier Kindern gerne mal Innenminister geworden. Daraus wurde aber nichts.