Erwartungen sind hoch : Sebastian Kurz muss vom Warner zum Gestalter werden
Wien (dpa) - Das Geheimnis seines Erfolgs ist seine Offenheit für Rat. „Das weiß ich nicht, da fragen wir unseren Experten“, räume der 31-jährige Sebastian Kurz im vertrauten Kreis gerne ein. Seine Mitarbeiter finden das toll.
„Das spricht eindeutig für ihn“, erzählte einer von ihnen dem Magazin „trend“. Ohne die Lebens- und Berufserfahrung der meisten anderen Spitzenpolitiker macht Kurz auch dank dieser Teamfähigkeit aus seinem jungen Alter eine Tugend: Fit und unverbraucht, mit Dynamik und schwindender Demut, hat er für viele Wähler glaubhaft den Eindruck vermittelt, die in Österreich ersehnten „neuen Wege“ gehen zu können. Nun dürfte er schon bald der jüngste Regierungschef in Europa sein.
Im Wahlkampf trat er als einer auf, der weiß, wo es langgeht; einer, der es wagte, speziell beim Flüchtlingsthema schon zu warnen, als fast alle anderen sich noch in Willkommenskultur übten. Seine Steile Karriere wäre ohne die Migrationskrise kaum denkbar gewesen. Auch in Deutschland ist der smarte Außenminister des Nachbarlandes bekannt wie kaum ein anderer österreichischer Politiker. Nicht zuletzt, weil er in Talkshows immer wieder auf Gegenkurs zur Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel ging.
Kurz kommt aus recht einfachen Verhältnissen. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Techniker. Als Einzelkind wuchs er im Wiener Arbeiterbezirk Meidling auf. Zu Schulzeiten teilte er das Klassenzimmer mit vielen Migranten, als dieses Wort noch nicht in aller Munde war. „Ich war mit Integrationsfragen früh konfrontiert“, sagte er in einem seiner ersten Interviews als Außenminister. Seine Eltern nahmen zeitweise Flüchtlinge aus Bosnien auf. In Meidling lebt der 31-jährige noch heute. Erst im Wahlkampf nahm er seine Freundin Susanne mehrfach mit ins Rampenlicht. Eigentlich ist das Privatleben weitgehend tabu. Er geht gerne zum Wandern und Klettern in die Berge, fährt Mountainbike und liest vorzugsweise Biografien.