Was die Kommentatoren sagen „Schrecklich alltäglich“: Internationale Presse zu Chemnitz

Wien/Rom (dpa) - Die Ausschreitungen in Chemnitz beschäftigen auch Kommentatoren im Ausland. Einige Pressestimmen vom Dienstag im Überblick:

Was die Kommentatoren sagen: „Schrecklich alltäglich“: Internationale Presse zu Chemnitz
Foto: dpa

„Der Standard“ (Wien): „Wer an Sachsen denkt, dem fallen auch noch rasch Heidenau, Clausnitz und Freital ein, wo ebenfalls der rechte Mob wütete - und immer weniger touristische Höhepunkte wie die Semperoper in Dresden oder die Basteifelsen. Die Sachsen seien "immun" gegen Rechtsradikalismus, hat der frühere Ministerpräsident Kurt Biedenkopf einmal gesagt. ... Es wäre jetzt Zeit für klare Worte aus der sächsischen CDU. Schweigen und sich ducken - aus Angst vor der AfD - ist ein falscher und schändlicher Weg.“

„Tages-Anzeiger“ (Zürich): „Angriffe von Rechtsextremen auf Ausländer sind in Deutschlands Osten schrecklich alltäglich. In kleinen sächsischen Städten wie Freital, Heidenau, Clausnitz oder Bautzen hat es in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls pogromhafte Jagden gegeben wie nun in Chemnitz. Besonders an dem Vorfall von Sonntag sind vor allem die Größe des Mobs, dessen straffe Organisation und die Tatsache, dass er die Straßen einer ziemlich großen Stadt an einem Wochenendnachmittag in Besitz zu nehmen wagte, als sich auch viele unbeteiligte Passanten dort aufhielten.“

„La Repubblica“ (Rom): „Als die Neonazis die Hand zum Hitlergruß hoben, war die Situation in Chemnitz schon außer Kontrolle. (...) Der Tag der harten Zusammenstöße zwischen Demonstranten der extremen Rechten und Antifaschisten endete mit einigen Verletzten. Das, was in der Stadt - die ironischerweise einst Karl-Marx-Stadt hieß - passiert ist, sind Szenen, die man in Deutschland seit längerem nicht gesehen hat. Und die Neonazis haben sich für ihr Treffen - weitere Ironie - ausgerechnet die Statue des Vaters des Kommunismus ausgesucht.“

„Kommersant“ (Moskau): „Von Ausländern begangene Straftaten sind in Deutschland in den vergangenen Jahren immer wieder Hauptnachrichtenthema gewesen. Knapp ein Jahr nach den massenhaften Angriffen auf Frauen in Köln in der Silvesternacht wurde in Freiburg ein Afghane festgenommen, der eine 19-jährige Studentin vergewaltigt und ermordet hatte. 2017 überfiel ein Palästinenser, der in Deutschland kein Asyl bekommen hatte, einen Supermarkt in Hamburg, erstach einen Menschen und verletzte sechs. In diesem Sommer gelang es den deutschen Behörden, einen irakischen Flüchtling zurückzuholen, der in Wiesbaden ein Mädchen ermordet hatte.“

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