Porträt Maschmeyer: Strippenzieher im Hannover-Klüngel

Hannover (dpa) - Ist er nur ein besonders schillernder Polit- Mäzen? Oder doch ein knallharter Lobbyist, um dessen Gunst frühere niedersächsische Ministerpräsidenten wie Gerhard Schröder (SPD) und Christian Wulff (CDU) gleichermaßen buhlten?

An Carsten Maschmeyer scheiden sich die Geister.

Sein enger Draht zu Spitzenpolitikern ist unbezweifelt - sein Einfluss auf diese jedoch unklar.

Die jüngsten Turbulenzen um den Bundespräsidenten werfen erneut ein Schlaglicht auf den umtriebigen Unternehmer, der als Gründer des Finanzdienstleisters AWD zu großem Reichtum gelangte und mit der Schauspielerin Veronica Ferres zusammenlebt. Auf der Liste der Reisen des Ehepaars Wulff, die seine Anwälte am vergangenen Sonntag veröffentlichten, findet sich auch ein Urlaub im Sommer 2010 in der Ferienanlage des Multimillionärs auf Mallorca. Dieser Aufenthalt, den der frisch gewählte Bundespräsident Wulff auch bezahlt hat, ist aber schon seit längerem bekannt. Unbekannt war hingegen bis jetzt, dass Maschmeyer eine Anzeigenkampagne für Wulffs Buch „Besser die Wahrheit“ finanziert hat.

Der einstige AWD-Chef, der seine Firma 2007/2008 an den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life verkaufte, räumt unumwunden ein, fast 43 000 Euro aus seinem Privatvermögen für Werbung zugunsten von Wulffs Interview-Band ausgegeben zu haben. Dies soll er nicht steuerlich geltend gemacht und Wulff nicht darüber informiert haben. Sein Sprecher Christoph Walther bestätigte entsprechende Recherchen der „Bild“-Zeitung (Dienstag). Bedeckter gibt sich der PR-Berater hinsichtlich der pikanten Tatsache, dass das Buch-Sponsoring ausgerechnet in die Zeit um den niedersächsischen Landtagswahlkampf im Herbst 2007 fiel.

„Herr Maschmeyer sieht es nicht als seine Aufgabe, dazu weitere kommentierende Stellungnahmen abzugeben“, betont Walther. Und auch zum umstrittenen Kredit für den Hauskauf und zu den Urlauben Wulffs fällt Walthers Antwort knapp aus: „Er möchte sich aus dem Thema heraushalten.“

Parteizugehörigkeit war für Maschmeyer nie entscheidend. Nicht nur mit CDU-Mann Wulff, auch mit SPD-Altkanzler Gerhard Schröder ist er eng vertraut. Und Skrupel, sich in einen Wahlkampf einzumischen, hatte der Unternehmer auch schon früher nicht. Als es bei der Landtagswahl Anfang 1998 in Niedersachsen auch darum ging, ob Schröder oder Oskar Lafontaine nächster SPD-Kanzlerkandidat wird, ließ er am Samstag vor der Wahl anonym in großen Tageszeitungen eine ganzseitige Anzeige schalten. Wichtigste Botschaft: „Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein.“ Schröder triumphierte seinerzeit über seinen Herausforderer Wulff, dessen Partei sich echauffierte und verdeckte Wahlkampffinanzierung witterte.

Kritiker monierten auch die Verbindungen zwischen dem AWD und Ex-Arbeitsminister Walter Riester (SPD), der die Riester-Rente als staatlich geförderte Altersvorsorge auf den Weg gebracht hatte. Eine unzulässige Verquickung politischer und wirtschaftlicher Interessen sahen sie ferner in der Zusammenarbeit Maschmeyers mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Bert Rürup. Beide gründeten Anfang 2010 die Beraterfirma MaschmeyerRürup AG. Für Aufsehen sorgte auch, dass Schröders früherer Regierungssprecher Béla Anda zum AWD als Sprecher wechselte.

Vor allem der Norddeutsche Rundfunk befasste sich immer wieder kritisch mit den Geschäftspraktiken des AWD. Es ging um Vorwürfe wie Falschberatung von Anlegern und zu hohe Provisionen. Im Januar 2011 beschwor der NDR-Film „Der Drückerkönig und die Politik“ einen juristischen Clinch zwischen dem Sender und Maschmeyer herauf. Der Medienanwalt Matthias Prinz monierte, Maschmeyer sei nicht die Chance gegeben worden, sich angemessen zu äußern.

Der damalige Minister- und heutige Bundespräsident ließ in dem Beitrag große Sympathie für den 52-Jährigen mit einem Faible für teure Autos, teure Uhren und teure Kleidung durchblicken: „Carsten Maschmeyer ist jemand, der sich für andere Menschen in besonderer Weise interessiert“, schwärmte Wulff. Und: „Ja, aus den Beziehungen ist eine Freundschaft geworden.“

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