Porträt: Klaus Wowereit

Berlin (dpa) - „Ich schließe das nicht aus - aber ich kann es mir wirklich nicht vorstellen“, so oder so ähnlich hat Klaus Wowereit monatelang geantwortet, wenn es um eine Koalition mit der CDU ging.

Nun muss der SPD-Mann sich mit dem Gedanken anfreunden, ausgerechnet die Koalition wieder auferstehen zu lassen, die er vor zehn Jahren zu Grabe trug. Den Korb an die Grünen dürfte er schon deshalb nicht leichtfertig vergeben haben.

2001 kam der damals 47-Jährige durch ein Misstrauensvotum ins Amt. Wowereit stürzte seinen langjährigen CDU-Vorgänger Eberhard Diepgen mit Hilfe der Grünen und der PDS. Dieser Tabubruch, in der lange geteilten Stadt mit den SED-Nachfolgern zu paktieren, trug Wowereit die Kritik vom „Steigbügelhalter der Kommunisten“ ein.

Wowereit und CDU-Spitzenmann Frank Henkel haben Gemeinsamkeiten: ihre joviale Art, das Berlinern, die nicht nur demonstrative Nähe zu den sogenannten kleinen Leuten. Aber Wowereit trennt auch eine Menge von der CDU. Ein Bündnis mit den Konservativen will nicht passen zu einem, der 2001 über Nacht bekanntwurde, als er sagte: „Ich bin schwul, und das ist auch gut so.“

Die Öffentlichkeit kennt Wowereit als lockeren Repräsentanten der weltoffenen und kulturell angesagten Hauptstadt, als glamourösen Ballbesucher oder Kämpfer gegen Diskriminierung. Dass er nun noch weitere Jahre im Roten Rathaus bleibt, darauf mochten Anfang 2010 selbst Sozialdemokraten kaum wetten. Ihm wurde nachgesagt, zu lustlos, zu uninspiriert, je nach Tageslaune zu schnodderig oder zu herablassend seine Amtsgeschäfte zu erledigen.

Doch der 57-Jährige kann seinen Turbo aufdrehen, wenn es drauf ankommt. Wowereit inszenierte sich im Wahlkampf wieder als präsenter Kümmerer, Charmeur, Haushaltssanierer und Berlin-Versteher. Die Qualitäten eines Stehauf-Männchens hat Wowereit oft in seinem Leben bewiesen. Aus einfachen Verhältnissen boxte er sich ganz nach oben. Er ist das jüngste Kind einer Putzfrau, als einziges der fünf Geschwister hat er studiert.

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